Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Schauspiel.
Erschleichen; nichts will ich von ihm empfan-
gen,
Was ihn gereuen könnte daß er's gab.
Antonio.
So fordre nicht von ihm, daß er dich jetzt
Entlassen soll; er wird es ungern thun,
Und ich befürchte fast, er thut es nicht.
Tasso.
Er wird es gern, wenn recht gebethen wird,
Und du vermagst es wohl, sobald du willst.
Antonio.
Doch welche Gründe, sag' mir, leg' ich vor?
Tasso.
Laß mein Gedicht aus jeder Stanze sprechen!
Was ich gewollt ist löblich, wenn das Ziel
Auch meinen Kräften unerreichbar blieb.
An Fleiß und Mühe hat es nicht gefehlt.
Der heitre Wandel mancher schönen Tage,
Der stille Raum so mancher tiefen Nächte,
Ein Schauſpiel.
Erſchleichen; nichts will ich von ihm empfan-
gen,
Was ihn gereuen könnte daß er’s gab.
Antonio.
So fordre nicht von ihm, daß er dich jetzt
Entlaſſen ſoll; er wird es ungern thun,
Und ich befürchte faſt, er thut es nicht.
Taſſo.
Er wird es gern, wenn recht gebethen wird,
Und du vermagſt es wohl, ſobald du willſt.
Antonio.
Doch welche Gründe, ſag’ mir, leg’ ich vor?
Taſſo.
Laß mein Gedicht aus jeder Stanze ſprechen!
Was ich gewollt iſt löblich, wenn das Ziel
Auch meinen Kräften unerreichbar blieb.
An Fleiß und Mühe hat es nicht gefehlt.
Der heitre Wandel mancher ſchönen Tage,
Der ſtille Raum ſo mancher tiefen Nächte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#TAS">
              <p><pb facs="#f0177" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schau&#x017F;piel</hi>.</fw><lb/>
Er&#x017F;chleichen; nichts will ich von ihm empfan-<lb/>
gen,<lb/>
Was ihn gereuen könnte daß er&#x2019;s gab.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ANT">
              <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker><lb/>
              <p>So fordre nicht von ihm, daß er dich jetzt<lb/>
Entla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll; er wird es ungern thun,<lb/>
Und ich befürchte fa&#x017F;t, er thut es nicht.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TAS">
              <speaker><hi rendition="#g">Ta&#x017F;&#x017F;o</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Er wird es gern, wenn recht gebethen wird,<lb/>
Und du vermag&#x017F;t es wohl, &#x017F;obald du will&#x017F;t.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ANT">
              <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Doch welche Gründe, &#x017F;ag&#x2019; mir, leg&#x2019; ich vor?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TAS">
              <speaker><hi rendition="#g">Ta&#x017F;&#x017F;o</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Laß mein Gedicht aus jeder Stanze &#x017F;prechen!<lb/>
Was ich gewollt i&#x017F;t löblich, wenn das Ziel<lb/>
Auch meinen Kräften unerreichbar blieb.<lb/>
An Fleiß und Mühe hat es nicht gefehlt.<lb/>
Der heitre Wandel mancher &#x017F;chönen Tage,<lb/>
Der &#x017F;tille Raum &#x017F;o mancher tiefen Nächte,<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0177] Ein Schauſpiel. Erſchleichen; nichts will ich von ihm empfan- gen, Was ihn gereuen könnte daß er’s gab. Antonio. So fordre nicht von ihm, daß er dich jetzt Entlaſſen ſoll; er wird es ungern thun, Und ich befürchte faſt, er thut es nicht. Taſſo. Er wird es gern, wenn recht gebethen wird, Und du vermagſt es wohl, ſobald du willſt. Antonio. Doch welche Gründe, ſag’ mir, leg’ ich vor? Taſſo. Laß mein Gedicht aus jeder Stanze ſprechen! Was ich gewollt iſt löblich, wenn das Ziel Auch meinen Kräften unerreichbar blieb. An Fleiß und Mühe hat es nicht gefehlt. Der heitre Wandel mancher ſchönen Tage, Der ſtille Raum ſo mancher tiefen Nächte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/177
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/177>, abgerufen am 21.11.2024.