Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Ich wagt' es vorwärts in das Leben weiterHinein zu sehn, und freundliche Gestalten Begegneten mir aus der Ferne. Da, Eleonore, stellte mir den Jüngling Die Schwester vor; er kam an ihrer Hand, Und, daß ich dir's gestehe, da ergriff Ihn mein Gemüth und wird ihn ewig halten. Leonore. O meine Fürstinn, laß dich's nicht gereuen! Das Edle zu erkennen, ist Gewinst, Der nimmer uns entrissen werden kann. Prinzessinn. Zu fürchten ist das Schöne das Fürtreffliche, Wie eine Flamme, die so herrlich nützt, So lange sie auf deinem Herde brennt, So lang' sie dir von einer Fackel leuchtet, Wie hold! wer mag, wer kann sie da entbeh- ren? Und frißt sie ungehütet um sich her, Wie elend kann sie machen! Laß mich nun. Ein Schauſpiel. Ich wagt’ es vorwärts in das Leben weiterHinein zu ſehn, und freundliche Geſtalten Begegneten mir aus der Ferne. Da, Eleonore, ſtellte mir den Jüngling Die Schweſter vor; er kam an ihrer Hand, Und, daß ich dir’s geſtehe, da ergriff Ihn mein Gemüth und wird ihn ewig halten. Leonore. O meine Fürſtinn, laß dich’s nicht gereuen! Das Edle zu erkennen, iſt Gewinſt, Der nimmer uns entriſſen werden kann. Prinzeſſinn. Zu fürchten iſt das Schöne das Fürtreffliche, Wie eine Flamme, die ſo herrlich nützt, So lange ſie auf deinem Herde brennt, So lang’ ſie dir von einer Fackel leuchtet, Wie hold! wer mag, wer kann ſie da entbeh- ren? Und frißt ſie ungehütet um ſich her, Wie elend kann ſie machen! Laß mich nun. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#PRI"> <p><pb facs="#f0127" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Ich wagt’ es vorwärts in das Leben weiter<lb/> Hinein zu ſehn, und freundliche Geſtalten<lb/> Begegneten mir aus der Ferne. Da,<lb/> Eleonore, ſtellte mir den Jüngling<lb/> Die Schweſter vor; er kam an ihrer Hand,<lb/> Und, daß ich dir’s geſtehe, da ergriff<lb/> Ihn mein Gemüth und wird ihn ewig halten.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEO"> <speaker><hi rendition="#g">Leonore</hi>.</speaker><lb/> <p>O meine Fürſtinn, laß dich’s nicht gereuen!<lb/> Das Edle zu erkennen, iſt Gewinſt,<lb/> Der nimmer uns entriſſen werden kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#PRI"> <speaker><hi rendition="#g">Prinzeſſinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Zu fürchten iſt das Schöne das Fürtreffliche,<lb/> Wie eine Flamme, die ſo herrlich nützt,<lb/> So lange ſie auf deinem Herde brennt,<lb/> So lang’ ſie dir von einer Fackel leuchtet,<lb/> Wie hold! wer mag, wer kann ſie da entbeh-<lb/> ren?<lb/> Und frißt ſie ungehütet um ſich her,<lb/> Wie elend kann ſie machen! Laß mich nun.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0127]
Ein Schauſpiel.
Ich wagt’ es vorwärts in das Leben weiter
Hinein zu ſehn, und freundliche Geſtalten
Begegneten mir aus der Ferne. Da,
Eleonore, ſtellte mir den Jüngling
Die Schweſter vor; er kam an ihrer Hand,
Und, daß ich dir’s geſtehe, da ergriff
Ihn mein Gemüth und wird ihn ewig halten.
Leonore.
O meine Fürſtinn, laß dich’s nicht gereuen!
Das Edle zu erkennen, iſt Gewinſt,
Der nimmer uns entriſſen werden kann.
Prinzeſſinn.
Zu fürchten iſt das Schöne das Fürtreffliche,
Wie eine Flamme, die ſo herrlich nützt,
So lange ſie auf deinem Herde brennt,
So lang’ ſie dir von einer Fackel leuchtet,
Wie hold! wer mag, wer kann ſie da entbeh-
ren?
Und frißt ſie ungehütet um ſich her,
Wie elend kann ſie machen! Laß mich nun.
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