Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Nicht dem Herren begegnet, ihr bischen Habe
   zusammen.

Ja sie schwur: ein Schatz von Golde, wenn
   sie ihn hätte,

Sollte sie wahrlich nicht reuen, sie wollt ihn
   missen. So jammert

Sie die Schande des Herrn und seine schwere
   Verwundung.

Endlich brachten sie ihn mit vielen Klagen zu
   Bette,

Ließen Hinzen am Strick und hatten seiner
   vergessen.

Als nun Hinze, der Kater, in seiner Noth
   sich allein sah,

Schmerzlich geschlagen und übel verwundet, so
   nahe dem Tode,

Faßt er aus Liebe zum Leben den Strick und
   nagt ihn behende.

Nicht dem Herren begegnet, ihr bischen Habe
   zusammen.

Ja sie schwur: ein Schatz von Golde, wenn
   sie ihn haͤtte,

Sollte sie wahrlich nicht reuen, sie wollt ihn
   missen. So jammert

Sie die Schande des Herrn und seine schwere
   Verwundung.

Endlich brachten sie ihn mit vielen Klagen zu
   Bette,

Ließen Hinzen am Strick und hatten seiner
   vergessen.

Als nun Hinze, der Kater, in seiner Noth
   sich allein sah,

Schmerzlich geschlagen und uͤbel verwundet, so
   nahe dem Tode,

Faßt er aus Liebe zum Leben den Strick und
   nagt ihn behende.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0095" n="87"/>
              <l>Nicht dem Herren begegnet, ihr bischen Habe<lb/><space dim="horizontal"/>zusammen.</l><lb/>
              <l>Ja sie schwur: ein Schatz von Golde, wenn<lb/><space dim="horizontal"/>sie ihn ha&#x0364;tte,</l><lb/>
              <l>Sollte sie wahrlich nicht reuen, sie wollt ihn<lb/><space dim="horizontal"/>missen. So jammert</l><lb/>
              <l>Sie die Schande des Herrn und seine schwere<lb/><space dim="horizontal"/>Verwundung.</l><lb/>
              <l>Endlich brachten sie ihn mit vielen Klagen zu<lb/><space dim="horizontal"/>Bette,</l><lb/>
              <l>Ließen Hinzen am Strick und hatten seiner<lb/><space dim="horizontal"/>vergessen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Als nun Hinze, der Kater, in seiner Noth<lb/><space dim="horizontal"/>sich allein sah,</l><lb/>
              <l>Schmerzlich geschlagen und u&#x0364;bel verwundet, so<lb/><space dim="horizontal"/>nahe dem Tode,</l><lb/>
              <l>Faßt er aus Liebe zum Leben den Strick und<lb/><space dim="horizontal"/>nagt ihn behende.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0095] Nicht dem Herren begegnet, ihr bischen Habe zusammen. Ja sie schwur: ein Schatz von Golde, wenn sie ihn haͤtte, Sollte sie wahrlich nicht reuen, sie wollt ihn missen. So jammert Sie die Schande des Herrn und seine schwere Verwundung. Endlich brachten sie ihn mit vielen Klagen zu Bette, Ließen Hinzen am Strick und hatten seiner vergessen. Als nun Hinze, der Kater, in seiner Noth sich allein sah, Schmerzlich geschlagen und uͤbel verwundet, so nahe dem Tode, Faßt er aus Liebe zum Leben den Strick und nagt ihn behende.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/95
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/95>, abgerufen am 27.11.2024.