Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Alle liefen herzu und wollten das Leben des
   Bären.

Kückelrey machte das meiste Geschrey, er dünkte
   sich vornehm:

Denn Frau Willigetrud am hinteren Thore
   (man wußt' es)

War die Mutter, bekannt war nie sein Vater
   geworden.

Doch es meynten die Bauern, der Stoppel-
   mäher, der schwarze

Sander, sagten sie, mögt es wohl seyn, ein
   stolzer Geselle,

Wenn er allein war. Es kamen auch Steine
   gewaltig geflogen,

Die den verzweifelten Braunen von allen Sei-
   ten bedrängten.

Nun sprang Rüsteviels Bruder hervor und
   schlug mit dem langen,

Dicken Knüttel dem Bären aufs Haupt, daß
   Hören und Sehen

Alle liefen herzu und wollten das Leben des
   Baͤren.

Kuͤckelrey machte das meiste Geschrey, er duͤnkte
   sich vornehm:

Denn Frau Willigetrud am hinteren Thore
   (man wußt' es)

War die Mutter, bekannt war nie sein Vater
   geworden.

Doch es meynten die Bauern, der Stoppel-
   maͤher, der schwarze

Sander, sagten sie, moͤgt es wohl seyn, ein
   stolzer Geselle,

Wenn er allein war. Es kamen auch Steine
   gewaltig geflogen,

Die den verzweifelten Braunen von allen Sei-
   ten bedraͤngten.

Nun sprang Ruͤsteviels Bruder hervor und
   schlug mit dem langen,

Dicken Knuͤttel dem Baͤren aufs Haupt, daß
   Hoͤren und Sehen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="6">
              <pb facs="#f0062" n="54"/>
              <l>Alle liefen herzu und wollten das Leben des<lb/><space dim="horizontal"/>Ba&#x0364;ren.</l><lb/>
              <l>Ku&#x0364;ckelrey machte das meiste Geschrey, er du&#x0364;nkte<lb/><space dim="horizontal"/>sich vornehm:</l><lb/>
              <l>Denn Frau Willigetrud am hinteren Thore<lb/><space dim="horizontal"/>(man wußt' es)</l><lb/>
              <l>War die Mutter, bekannt war nie sein Vater<lb/><space dim="horizontal"/>geworden.</l><lb/>
              <l>Doch es meynten die Bauern, der Stoppel-<lb/><space dim="horizontal"/>ma&#x0364;her, der schwarze</l><lb/>
              <l>Sander, sagten sie, mo&#x0364;gt es wohl seyn, ein<lb/><space dim="horizontal"/>stolzer Geselle,</l><lb/>
              <l>Wenn er allein war. Es kamen auch Steine<lb/><space dim="horizontal"/>gewaltig geflogen,</l><lb/>
              <l>Die den verzweifelten Braunen von allen Sei-<lb/><space dim="horizontal"/>ten bedra&#x0364;ngten.</l><lb/>
              <l>Nun sprang Ru&#x0364;steviels Bruder hervor und<lb/><space dim="horizontal"/>schlug mit dem langen,</l><lb/>
              <l>Dicken Knu&#x0364;ttel dem Ba&#x0364;ren aufs Haupt, daß<lb/><space dim="horizontal"/>Ho&#x0364;ren und Sehen</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0062] Alle liefen herzu und wollten das Leben des Baͤren. Kuͤckelrey machte das meiste Geschrey, er duͤnkte sich vornehm: Denn Frau Willigetrud am hinteren Thore (man wußt' es) War die Mutter, bekannt war nie sein Vater geworden. Doch es meynten die Bauern, der Stoppel- maͤher, der schwarze Sander, sagten sie, moͤgt es wohl seyn, ein stolzer Geselle, Wenn er allein war. Es kamen auch Steine gewaltig geflogen, Die den verzweifelten Braunen von allen Sei- ten bedraͤngten. Nun sprang Ruͤsteviels Bruder hervor und schlug mit dem langen, Dicken Knuͤttel dem Baͤren aufs Haupt, daß Hoͤren und Sehen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/62
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/62>, abgerufen am 03.05.2024.