Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Dem unglücklichen Bären den Pelz zu waschen. D 2
Dem ungluͤcklichen Baͤren den Pelz zu waschen. D 2
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Dem ungluͤcklichen Baͤren den Pelz zu waschen.
Der Braune
Hoͤrte den wachsenden Laͤrm in seinen schreck-
lichen Noͤthen,
Und er riß mit Gewalt das Haupt aus der
Spalte; da blieb ihm
Haut und Haar des Gesichts bis zu den Oh-
ren im Baume.
Nein! kein klaͤglicher Thier hat jemand gese-
hen! Es rieselt
Ueber die Ohren das Blut. Was half ihm
das Haupt zu befreyen?
Denn es blieben die Pfoten im Baume stecken;
da riß er
Hastig sie ruckend heraus; er ras'te sinnlos,
die Klauen,
Und von den Fuͤßen das Fell blieb in der
klemmenden Spalte.
Leider schmeckte dies nicht nach suͤßem Honig,
wozu ihm
D 2
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/59>, abgerufen am 17.07.2024. |