Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Als er nun fertig geworden, begann er: laßt
   mich erfahren,

Wer die Höhle bewohnt? Wie habt ihrs
   drinne gefunden?

Gut oder schlecht? Ich sagt ihm drauf die
   lauterste Wahrheit,

Unterrichtet ihn wohl. Das Nest sey böse,
   dagegen

Finde sich drin viel köstliche Speise, sobald er
   begehre

Seinen Theil zu erhalten, so mög er kecklich
   hinein gehn

Nur vor allem sich hüten die grade Wahrheit
   zu sagen.

Soll es euch nach Wünschen ergehn; so spart
   mir die Wahrheit!

Wiederholt ich ihm noch; denn führt sie je-
   mand beständig

Unklug im Munde, der leidet Verfolgung, wo-
   hin er sich wendet,

Als er nun fertig geworden, begann er: laßt
   mich erfahren,

Wer die Hoͤhle bewohnt? Wie habt ihrs
   drinne gefunden?

Gut oder schlecht? Ich sagt ihm drauf die
   lauterste Wahrheit,

Unterrichtet ihn wohl. Das Nest sey boͤse,
   dagegen

Finde sich drin viel koͤstliche Speise, sobald er
   begehre

Seinen Theil zu erhalten, so moͤg er kecklich
   hinein gehn

Nur vor allem sich huͤten die grade Wahrheit
   zu sagen.

Soll es euch nach Wuͤnschen ergehn; so spart
   mir die Wahrheit!

Wiederholt ich ihm noch; denn fuͤhrt sie je-
   mand bestaͤndig

Unklug im Munde, der leidet Verfolgung, wo-
   hin er sich wendet,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="8">
              <pb facs="#f0438" n="430"/>
              <l>Als er nun fertig geworden, begann er: laßt<lb/><space dim="horizontal"/>mich erfahren,</l><lb/>
              <l>Wer die Ho&#x0364;hle bewohnt? Wie habt ihrs<lb/><space dim="horizontal"/>drinne gefunden?</l><lb/>
              <l>Gut oder schlecht? Ich sagt ihm drauf die<lb/><space dim="horizontal"/>lauterste Wahrheit,</l><lb/>
              <l>Unterrichtet ihn wohl. Das Nest sey bo&#x0364;se,<lb/><space dim="horizontal"/>dagegen</l><lb/>
              <l>Finde sich drin viel ko&#x0364;stliche Speise, sobald er<lb/><space dim="horizontal"/>begehre</l><lb/>
              <l>Seinen Theil zu erhalten, so mo&#x0364;g er kecklich<lb/><space dim="horizontal"/>hinein gehn</l><lb/>
              <l>Nur vor allem sich hu&#x0364;ten die grade Wahrheit<lb/><space dim="horizontal"/>zu sagen.</l><lb/>
              <l>Soll es euch nach Wu&#x0364;nschen ergehn; so spart<lb/><space dim="horizontal"/>mir die Wahrheit!</l><lb/>
              <l>Wiederholt ich ihm noch; denn fu&#x0364;hrt sie je-<lb/><space dim="horizontal"/>mand besta&#x0364;ndig</l><lb/>
              <l>Unklug im Munde, der leidet Verfolgung, wo-<lb/><space dim="horizontal"/>hin er sich wendet,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[430/0438] Als er nun fertig geworden, begann er: laßt mich erfahren, Wer die Hoͤhle bewohnt? Wie habt ihrs drinne gefunden? Gut oder schlecht? Ich sagt ihm drauf die lauterste Wahrheit, Unterrichtet ihn wohl. Das Nest sey boͤse, dagegen Finde sich drin viel koͤstliche Speise, sobald er begehre Seinen Theil zu erhalten, so moͤg er kecklich hinein gehn Nur vor allem sich huͤten die grade Wahrheit zu sagen. Soll es euch nach Wuͤnschen ergehn; so spart mir die Wahrheit! Wiederholt ich ihm noch; denn fuͤhrt sie je- mand bestaͤndig Unklug im Munde, der leidet Verfolgung, wo- hin er sich wendet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/438
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/438>, abgerufen am 22.11.2024.