Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Denn sobald er sein Weib im Eise befroren Denn sobald er sein Weib im Eise befroren <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0422" n="414"/> <l>Denn sobald er sein Weib im Eise befroren<lb/><space dim="horizontal"/>bemerkte,</l><lb/> <l>Flucht' und schalt er gewaltig und kam und<lb/><space dim="horizontal"/>half ihr entkommen.</l><lb/> <l>Machten die Bauern sich hinter sie her, so war<lb/><space dim="horizontal"/>es zum Besten,</l><lb/> <l>Denn so kam ihr Blut in Bewegung, sie fro-<lb/><space dim="horizontal"/>ren nicht laͤnger.</l><lb/> <l>Was ist weiter zu sagen? Es ist ein schlech-<lb/><space dim="horizontal"/>tes Benehmen,</l><lb/> <l>Wer sein eignes Weib mit solchen Luͤgen be-<lb/><space dim="horizontal"/>schimpfet.</l><lb/> <l>Fragt sie selber, da steht sie, und haͤtt' er die<lb/><space dim="horizontal"/>Wahrheit gesprochen,</l><lb/> <l>Wuͤrde sie selber zu klagen nicht fehlen. In-<lb/><space dim="horizontal"/>dessen erbitt' ich</l><lb/> <l>Eine Woche mir Frist mit meinen Freunden<lb/><space dim="horizontal"/>zu sprechen</l><lb/> <l>Was fuͤr Antwort dem Wolf und seiner Klage<lb/><space dim="horizontal"/>gebuͤhret.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [414/0422]
Denn sobald er sein Weib im Eise befroren
bemerkte,
Flucht' und schalt er gewaltig und kam und
half ihr entkommen.
Machten die Bauern sich hinter sie her, so war
es zum Besten,
Denn so kam ihr Blut in Bewegung, sie fro-
ren nicht laͤnger.
Was ist weiter zu sagen? Es ist ein schlech-
tes Benehmen,
Wer sein eignes Weib mit solchen Luͤgen be-
schimpfet.
Fragt sie selber, da steht sie, und haͤtt' er die
Wahrheit gesprochen,
Wuͤrde sie selber zu klagen nicht fehlen. In-
dessen erbitt' ich
Eine Woche mir Frist mit meinen Freunden
zu sprechen
Was fuͤr Antwort dem Wolf und seiner Klage
gebuͤhret.
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(2016-09-02T14:50:32Z)
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(2016-09-02T14:50:32Z)
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