Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Reinecke! rief ich: was thust du? Er hörte
   mich kommen und eilte
Seine Straße. Da ging ich hinzu mit trau-
   rigem Herzen,
Mußte waden und frieren im kalten Wasser
   und konnte
Nur mit Mühe das Eis zerbrechen, mein Weib
   zu erlösen.
Ach, es ging nicht glücklich von statten! Sie
   zerrte gewaltig
Und es blieb ihr ein Viertel des Schwanzes
   im Eise gefangen.
Jammernd klagte sie laut und viel, das hör-
   ten die Bauern,
Kamen hervor und spürten uns aus, und rie-
   fen einander.
Hitzig liefen sie über den Damm mit Piken
   und Aexten,
Mit dem Rocken kamen die Weiber und lärm-
   ten gewaltig:

Reinecke! rief ich: was thust du? Er hoͤrte
   mich kommen und eilte
Seine Straße. Da ging ich hinzu mit trau-
   rigem Herzen,
Mußte waden und frieren im kalten Wasser
   und konnte
Nur mit Muͤhe das Eis zerbrechen, mein Weib
   zu erloͤsen.
Ach, es ging nicht gluͤcklich von statten! Sie
   zerrte gewaltig
Und es blieb ihr ein Viertel des Schwanzes
   im Eise gefangen.
Jammernd klagte sie laut und viel, das hoͤr-
   ten die Bauern,
Kamen hervor und spuͤrten uns aus, und rie-
   fen einander.
Hitzig liefen sie uͤber den Damm mit Piken
   und Aexten,
Mit dem Rocken kamen die Weiber und laͤrm-
   ten gewaltig:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0416" n="408"/>
              <l>Reinecke! rief ich: was thust du? Er ho&#x0364;rte<lb/><space dim="horizontal"/>mich kommen und eilte</l><lb/>
              <l>Seine Straße. Da ging ich hinzu mit trau-<lb/><space dim="horizontal"/>rigem Herzen,</l><lb/>
              <l>Mußte waden und frieren im kalten Wasser<lb/><space dim="horizontal"/>und konnte</l><lb/>
              <l>Nur mit Mu&#x0364;he das Eis zerbrechen, mein Weib<lb/><space dim="horizontal"/>zu erlo&#x0364;sen.</l><lb/>
              <l>Ach, es ging nicht glu&#x0364;cklich von statten! Sie<lb/><space dim="horizontal"/>zerrte gewaltig</l><lb/>
              <l>Und es blieb ihr ein Viertel des Schwanzes<lb/><space dim="horizontal"/>im Eise gefangen.</l><lb/>
              <l>Jammernd klagte sie laut und viel, das ho&#x0364;r-<lb/><space dim="horizontal"/>ten die Bauern,</l><lb/>
              <l>Kamen hervor und spu&#x0364;rten uns aus, und rie-<lb/><space dim="horizontal"/>fen einander.</l><lb/>
              <l>Hitzig liefen sie u&#x0364;ber den Damm mit Piken<lb/><space dim="horizontal"/>und Aexten,</l><lb/>
              <l>Mit dem Rocken kamen die Weiber und la&#x0364;rm-<lb/><space dim="horizontal"/>ten gewaltig:</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0416] Reinecke! rief ich: was thust du? Er hoͤrte mich kommen und eilte Seine Straße. Da ging ich hinzu mit trau- rigem Herzen, Mußte waden und frieren im kalten Wasser und konnte Nur mit Muͤhe das Eis zerbrechen, mein Weib zu erloͤsen. Ach, es ging nicht gluͤcklich von statten! Sie zerrte gewaltig Und es blieb ihr ein Viertel des Schwanzes im Eise gefangen. Jammernd klagte sie laut und viel, das hoͤr- ten die Bauern, Kamen hervor und spuͤrten uns aus, und rie- fen einander. Hitzig liefen sie uͤber den Damm mit Piken und Aexten, Mit dem Rocken kamen die Weiber und laͤrm- ten gewaltig:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/416
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/416>, abgerufen am 22.11.2024.