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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

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Wer die Lection gesungen und wer die Re-
   sponsen,

Aber es währte zu lang', ich laß es lieber be-
   wenden.

In ein Grab ward die Leiche gelegt und drü-
   ber ein schöner

Marmorstein, polirt wie ein Glas, gehauen
   im Viereck,

Groß und dick und oben drauf war deutlich
   zu lesen:

"Kratzefuß, Tochter Henning des Hahns, die
   beste der Hennen,

Legte viel Eyer ins Nest und wuste klüglich
   zu scharren,

Ach hier liegt sie! durch Reineckens Mord
   den Ihren genommen.

Alle Welt soll erfahren, wie bös und falsch
   er gehandelt,

Und die Todte beklagen." So lautete, was
   man geschrieben.

Und

Wer die Lection gesungen und wer die Re-
   sponsen,

Aber es waͤhrte zu lang', ich laß es lieber be-
   wenden.

In ein Grab ward die Leiche gelegt und druͤ-
   ber ein schoͤner

Marmorstein, polirt wie ein Glas, gehauen
   im Viereck,

Groß und dick und oben drauf war deutlich
   zu lesen:

„Kratzefuß, Tochter Henning des Hahns, die
   beste der Hennen,

Legte viel Eyer ins Nest und wuste kluͤglich
   zu scharren,

Ach hier liegt sie! durch Reineckens Mord
   den Ihren genommen.

Alle Welt soll erfahren, wie boͤs und falsch
   er gehandelt,

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   man geschrieben.

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[32/0040] Wer die Lection gesungen und wer die Re- sponsen, Aber es waͤhrte zu lang', ich laß es lieber be- wenden. In ein Grab ward die Leiche gelegt und druͤ- ber ein schoͤner Marmorstein, polirt wie ein Glas, gehauen im Viereck, Groß und dick und oben drauf war deutlich zu lesen: „Kratzefuß, Tochter Henning des Hahns, die beste der Hennen, Legte viel Eyer ins Nest und wuste kluͤglich zu scharren, Ach hier liegt sie! durch Reineckens Mord den Ihren genommen. Alle Welt soll erfahren, wie boͤs und falsch er gehandelt, Und die Todte beklagen.“ So lautete, was man geschrieben. Und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/40>, abgerufen am 28.03.2024.