Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Sie verlangte nichts weiter von allen Gütern Sie verlangte nichts weiter von allen Guͤtern <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0365" n="357"/> <l>Sie verlangte nichts weiter von allen Guͤtern<lb/><space dim="horizontal"/>der Erde,</l><lb/> <l>Und wir stritten darum, sie konnte mich nie-<lb/><space dim="horizontal"/>mals bewegen.</l><lb/> <l>Doch nun sendet ich Spiegel und Kamm mit<lb/><space dim="horizontal"/>gutem Bedachte</l><lb/> <l>Meiner gnaͤdigen Frauen, der Koͤniginn, welche<lb/><space dim="horizontal"/>mir immer</l><lb/> <l>Große Wohlthat erwies und mich vor Uebel<lb/><space dim="horizontal"/>beschirmte.</l><lb/> <l>Oefters hat sie fuͤr mich ein guͤnstiges <choice><sic>Woͤr-</sic><corr>Woͤrt-</corr></choice><lb/><space dim="horizontal"/>chen gesprochen;</l><lb/> <l>Edel ist sie, von hoher Geburt, es ziert sie<lb/><space dim="horizontal"/>die Tugend</l><lb/> <l>Und ihr altes Geschlecht bewaͤhrt sich in Wor-<lb/><space dim="horizontal"/>ten und Werken:</l><lb/> <l>Wuͤrdig war sie des Spiegels und Kammes!<lb/><space dim="horizontal"/>die hat sie nun leider</l><lb/> <l>Nicht mit Augen gesehn, sie bleiben auf im-<lb/><space dim="horizontal"/>mer verlohren.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [357/0365]
Sie verlangte nichts weiter von allen Guͤtern
der Erde,
Und wir stritten darum, sie konnte mich nie-
mals bewegen.
Doch nun sendet ich Spiegel und Kamm mit
gutem Bedachte
Meiner gnaͤdigen Frauen, der Koͤniginn, welche
mir immer
Große Wohlthat erwies und mich vor Uebel
beschirmte.
Oefters hat sie fuͤr mich ein guͤnstiges Woͤrt-
chen gesprochen;
Edel ist sie, von hoher Geburt, es ziert sie
die Tugend
Und ihr altes Geschlecht bewaͤhrt sich in Wor-
ten und Werken:
Wuͤrdig war sie des Spiegels und Kammes!
die hat sie nun leider
Nicht mit Augen gesehn, sie bleiben auf im-
mer verlohren.
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