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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

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Reinecke hier, so tret' er hervor mir unter
   die Augen.

Denn es ist freylich was leichtes, sich über
   Entfernte beklagen,

Aber man soll den Gegentheil hören, bevor
   man ihn richtet.

Diese falsche Gesellen, bey meiner Treue! sie
   haben

Gutes genossen von mir, die Krähe mit dem
   Kaninchen:

Denn vorgestern am Morgen in aller Frühe
   begegnet

Mir das Kaninchen und grüßte mich schön;
   ich hatte so eben

Vor mein Schloß mich gestellt und las die
   Gebete des Morgens.

Und er zeigte mir an, er gehe nach Hofe, da
   sagt ich,

Gott begleit' euch. Er klagte darauf: wie
   hungrig und müde

Reinecke hier, so tret' er hervor mir unter
   die Augen.

Denn es ist freylich was leichtes, sich uͤber
   Entfernte beklagen,

Aber man soll den Gegentheil hoͤren, bevor
   man ihn richtet.

Diese falsche Gesellen, bey meiner Treue! sie
   haben

Gutes genossen von mir, die Kraͤhe mit dem
   Kaninchen:

Denn vorgestern am Morgen in aller Fruͤhe
   begegnet

Mir das Kaninchen und gruͤßte mich schoͤn;
   ich hatte so eben

Vor mein Schloß mich gestellt und las die
   Gebete des Morgens.

Und er zeigte mir an, er gehe nach Hofe, da
   sagt ich,

Gott begleit' euch. Er klagte darauf: wie
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[315/0323] Reinecke hier, so tret' er hervor mir unter die Augen. Denn es ist freylich was leichtes, sich uͤber Entfernte beklagen, Aber man soll den Gegentheil hoͤren, bevor man ihn richtet. Diese falsche Gesellen, bey meiner Treue! sie haben Gutes genossen von mir, die Kraͤhe mit dem Kaninchen: Denn vorgestern am Morgen in aller Fruͤhe begegnet Mir das Kaninchen und gruͤßte mich schoͤn; ich hatte so eben Vor mein Schloß mich gestellt und las die Gebete des Morgens. Und er zeigte mir an, er gehe nach Hofe, da sagt ich, Gott begleit' euch. Er klagte darauf: wie hungrig und muͤde

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/323>, abgerufen am 17.05.2024.