Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Vor den König getreten, und sprach mit trau- Herr! Herr König und alle zusammen! erbarmet euch meiner! Denn ihr habt so argen Verrath und mördri- sche Thaten, Wie ich von Reinecken dießmal erduldet, nur selten vernommen. Gestern Morgen fand ich ihn sitzen, es war um die sechste Stunde, da ging ich die Straße vor Male- partus vorüber; Und ich dachte den Weg in Frieden zu ziehen. Er hatte, Wie ein Pilger gekleidet, als läs' er Morgen- gebete, Sich vor seine Pforte gesetzt. Da wollt ich behende Vor den Koͤnig getreten, und sprach mit trau- Herr! Herr Koͤnig und alle zusammen! erbarmet euch meiner! Denn ihr habt so argen Verrath und moͤrdri- sche Thaten, Wie ich von Reinecken dießmal erduldet, nur selten vernommen. Gestern Morgen fand ich ihn sitzen, es war um die sechste Stunde, da ging ich die Straße vor Male- partus voruͤber; Und ich dachte den Weg in Frieden zu ziehen. Er hatte, Wie ein Pilger gekleidet, als laͤs' er Morgen- gebete, Sich vor seine Pforte gesetzt. Da wollt ich behende <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0250" n="242"/> <l>Vor den Koͤnig getreten, und sprach mit trau-<lb/><space dim="horizontal"/>rigem Sinne:</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Herr! Herr Koͤnig und alle zusammen!<lb/><space dim="horizontal"/>erbarmet euch meiner!</l><lb/> <l>Denn ihr habt so argen Verrath und moͤrdri-<lb/><space dim="horizontal"/>sche Thaten,</l><lb/> <l>Wie ich von Reinecken dießmal erduldet, nur<lb/><space dim="horizontal"/>selten vernommen.</l><lb/> <l>Gestern Morgen fand ich ihn sitzen, es war um<lb/><space dim="horizontal"/>die sechste</l><lb/> <l>Stunde, da ging ich die Straße vor Male-<lb/><space dim="horizontal"/>partus voruͤber;</l><lb/> <l>Und ich dachte den Weg in Frieden zu ziehen.<lb/><space dim="horizontal"/>Er hatte,</l><lb/> <l>Wie ein Pilger gekleidet, als laͤs' er Morgen-<lb/><space dim="horizontal"/>gebete,</l><lb/> <l>Sich vor seine Pforte gesetzt. Da wollt ich<lb/><space dim="horizontal"/>behende</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0250]
Vor den Koͤnig getreten, und sprach mit trau-
rigem Sinne:
Herr! Herr Koͤnig und alle zusammen!
erbarmet euch meiner!
Denn ihr habt so argen Verrath und moͤrdri-
sche Thaten,
Wie ich von Reinecken dießmal erduldet, nur
selten vernommen.
Gestern Morgen fand ich ihn sitzen, es war um
die sechste
Stunde, da ging ich die Straße vor Male-
partus voruͤber;
Und ich dachte den Weg in Frieden zu ziehen.
Er hatte,
Wie ein Pilger gekleidet, als laͤs' er Morgen-
gebete,
Sich vor seine Pforte gesetzt. Da wollt ich
behende
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/250>, abgerufen am 16.07.2024. |