Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Senkte sein Haupt und sprach: O, Reinecke! Aber Lupardus begann, des Königs naher
Verwandter, Traun! Ich sehe nicht ein, warum ihr also betrübt seyd, Und die Königinn auch. Entfernet diese Ge- danken, Fasset Muth! es möcht euch vor allen zur Schande gereichen. Seyd ihr nicht Herr? Es müssen euch alle die hier sind gehorchen. Senkte sein Haupt und sprach: O, Reinecke! Aber Lupardus begann, des Koͤnigs naher
Verwandter, Traun! Ich sehe nicht ein, warum ihr also betruͤbt seyd, Und die Koͤniginn auch. Entfernet diese Ge- danken, Fasset Muth! es moͤcht euch vor allen zur Schande gereichen. Seyd ihr nicht Herr? Es muͤssen euch alle die hier sind gehorchen. <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="30"> <pb facs="#f0238" n="230"/> <l>Senkte sein Haupt und sprach: O, Reinecke!<lb/><space dim="horizontal"/>haͤtt' ich dich wieder!</l><lb/> <l>Koͤnig und Koͤniginn beyde betruͤbten sich uͤber<lb/><space dim="horizontal"/>die Maßen.</l><lb/> <l>Reinecke hat mich betrogen! So rief der Koͤ-<lb/><space dim="horizontal"/>nig. O haͤtt' ich</l><lb/> <l>Seinen schaͤndlichen Luͤgen nicht Glauben ge-<lb/><space dim="horizontal"/>geben! so rief er,</l><lb/> <l>Schien verworren, mit ihm verwirrten sich<lb/><space dim="horizontal"/>alle die Thiere.</l><lb/> </lg> <lg n="31"> <l>Aber Lupardus begann, des Koͤnigs naher<lb/><space dim="horizontal"/>Verwandter,</l><lb/> <l>Traun! Ich sehe nicht ein, warum ihr also<lb/><space dim="horizontal"/>betruͤbt seyd,</l><lb/> <l>Und die Koͤniginn auch. Entfernet diese Ge-<lb/><space dim="horizontal"/>danken,</l><lb/> <l>Fasset Muth! es moͤcht euch vor allen zur<lb/><space dim="horizontal"/>Schande gereichen.</l><lb/> <l>Seyd ihr nicht Herr? Es muͤssen euch alle<lb/><space dim="horizontal"/>die hier sind gehorchen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0238]
Senkte sein Haupt und sprach: O, Reinecke!
haͤtt' ich dich wieder!
Koͤnig und Koͤniginn beyde betruͤbten sich uͤber
die Maßen.
Reinecke hat mich betrogen! So rief der Koͤ-
nig. O haͤtt' ich
Seinen schaͤndlichen Luͤgen nicht Glauben ge-
geben! so rief er,
Schien verworren, mit ihm verwirrten sich
alle die Thiere.
Aber Lupardus begann, des Koͤnigs naher
Verwandter,
Traun! Ich sehe nicht ein, warum ihr also
betruͤbt seyd,
Und die Koͤniginn auch. Entfernet diese Ge-
danken,
Fasset Muth! es moͤcht euch vor allen zur
Schande gereichen.
Seyd ihr nicht Herr? Es muͤssen euch alle
die hier sind gehorchen.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/238>, abgerufen am 15.08.2024. |