Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Das betrübt mich. Ich fasse mich kaum. Was Liebe Frau, bekümmert euch nicht! ver- setzte dagegen Reinecke. Höret mich an und merket: besser geschworen Als verloren! So sagte mir einst ein Weiser im Beichtstuhl. Ein gezwungener Eyd bedeute wenig. Das kann mich Keinen Katzenschwanz hindern! Ich meyne den Eyd, versteht nur. Wie ihr gesagt habt, soll es geschehen. Ich bleibe zu Hause. Wenig hab' ich fürwahr in Rom zu suchen, und hätt' ich Zehen Eyde geschworen, so wollt ich Jerusa- lem nimmer Das betruͤbt mich. Ich fasse mich kaum. Was Liebe Frau, bekuͤmmert euch nicht! ver- setzte dagegen Reinecke. Hoͤret mich an und merket: besser geschworen Als verloren! So sagte mir einst ein Weiser im Beichtstuhl. Ein gezwungener Eyd bedeute wenig. Das kann mich Keinen Katzenschwanz hindern! Ich meyne den Eyd, versteht nur. Wie ihr gesagt habt, soll es geschehen. Ich bleibe zu Hause. Wenig hab' ich fuͤrwahr in Rom zu suchen, und haͤtt' ich Zehen Eyde geschworen, so wollt ich Jerusa- lem nimmer <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="19"> <pb facs="#f0227" n="219"/> <l>Das betruͤbt mich. Ich fasse mich kaum. Was<lb/><space dim="horizontal"/>koͤnnte das werden!</l><lb/> </lg> <lg n="20"> <l>Liebe Frau, bekuͤmmert euch nicht! ver-<lb/><space dim="horizontal"/>setzte dagegen</l><lb/> <l>Reinecke. Hoͤret mich an und merket: besser<lb/><space dim="horizontal"/>geschworen</l><lb/> <l>Als verloren! So sagte mir einst ein Weiser<lb/><space dim="horizontal"/>im Beichtstuhl.</l><lb/> <l>Ein gezwungener Eyd bedeute wenig. Das<lb/><space dim="horizontal"/>kann mich</l><lb/> <l>Keinen Katzenschwanz hindern! Ich meyne<lb/><space dim="horizontal"/>den Eyd, versteht nur.</l><lb/> <l>Wie ihr gesagt habt, soll es geschehen. Ich<lb/><space dim="horizontal"/>bleibe zu Hause.</l><lb/> <l>Wenig hab' ich fuͤrwahr in Rom zu suchen,<lb/><space dim="horizontal"/>und haͤtt' ich</l><lb/> <l>Zehen Eyde geschworen, so wollt ich Jerusa-<lb/><space dim="horizontal"/>lem nimmer</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0227]
Das betruͤbt mich. Ich fasse mich kaum. Was
koͤnnte das werden!
Liebe Frau, bekuͤmmert euch nicht! ver-
setzte dagegen
Reinecke. Hoͤret mich an und merket: besser
geschworen
Als verloren! So sagte mir einst ein Weiser
im Beichtstuhl.
Ein gezwungener Eyd bedeute wenig. Das
kann mich
Keinen Katzenschwanz hindern! Ich meyne
den Eyd, versteht nur.
Wie ihr gesagt habt, soll es geschehen. Ich
bleibe zu Hause.
Wenig hab' ich fuͤrwahr in Rom zu suchen,
und haͤtt' ich
Zehen Eyde geschworen, so wollt ich Jerusa-
lem nimmer
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/227>, abgerufen am 16.08.2024. |