Hörte beyder Gesang, der, kaum begonnen, schon wieder Endete. Horchend wundert ich mich, doch als ich hinzukam, Kannt' ich Reinecken stracks, er hatte Lampen beym Kragen. Ja er hätt' ihm gewiß das Leben genommen, wofern ich Nicht zum Glücke des Wegs gekommen wäre. Da steht er, Seht die Wunden an ihm, dem frommen Manne, den keiner Zu beleidigen denkt. Und will es unser Ge- bieter, Wollt ihr Herren es leiden, daß so des Kö- niges Friede, Sein Geleit und Brief von einem Diebe ver- hönt wird; O so wird der König und seine Kinder noch späte
Hoͤrte beyder Gesang, der, kaum begonnen, schon wieder Endete. Horchend wundert ich mich, doch als ich hinzukam, Kannt' ich Reinecken stracks, er hatte Lampen beym Kragen. Ja er haͤtt' ihm gewiß das Leben genommen, wofern ich Nicht zum Gluͤcke des Wegs gekommen waͤre. Da steht er, Seht die Wunden an ihm, dem frommen Manne, den keiner Zu beleidigen denkt. Und will es unser Ge- bieter, Wollt ihr Herren es leiden, daß so des Koͤ- niges Friede, Sein Geleit und Brief von einem Diebe ver- hoͤnt wird; O so wird der Koͤnig und seine Kinder noch spaͤte
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[13/0021]
Hoͤrte beyder Gesang, der, kaum begonnen,
schon wieder
Endete. Horchend wundert ich mich, doch
als ich hinzukam,
Kannt' ich Reinecken stracks, er hatte Lampen
beym Kragen.
Ja er haͤtt' ihm gewiß das Leben genommen,
wofern ich
Nicht zum Gluͤcke des Wegs gekommen waͤre.
Da steht er,
Seht die Wunden an ihm, dem frommen
Manne, den keiner
Zu beleidigen denkt. Und will es unser Ge-
bieter,
Wollt ihr Herren es leiden, daß so des Koͤ-
niges Friede,
Sein Geleit und Brief von einem Diebe ver-
hoͤnt wird;
O so wird der Koͤnig und seine Kinder noch
spaͤte
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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/21>, abgerufen am 23.11.2024.
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