Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Da ging erst die Bekümmerniß an; da grub
   er und suchte.

Doch je länger er scharrte, je weniger fand
   er. Vergebens

War die Mühe, die er sich gab, und seine
   Verzweiflung,

Denn der Schatz war fort, er konnt ihn
   nirgend entdecken.

Und vor Aerger und Scham -- wie schrecklich
   quält die Erinnerung

Mich bey Tag und bey Nacht -- erhängte
   mein Vater sich selber.

Alles das hab ich gethan, die böse That
   zu verhindern.

Uebel geräth es mir nun; jedoch es soll mich
   nicht reuen.

Isegrim aber und Braun, die gefräßigen, sitzen
   am nächsten

Da ging erst die Bekuͤmmerniß an; da grub
   er und suchte.

Doch je laͤnger er scharrte, je weniger fand
   er. Vergebens

War die Muͤhe, die er sich gab, und seine
   Verzweiflung,

Denn der Schatz war fort, er konnt ihn
   nirgend entdecken.

Und vor Aerger und Scham — wie schrecklich
   quaͤlt die Erinnerung

Mich bey Tag und bey Nacht — erhaͤngte
   mein Vater sich selber.

Alles das hab ich gethan, die boͤse That
   zu verhindern.

Uebel geraͤth es mir nun; jedoch es soll mich
   nicht reuen.

Isegrim aber und Braun, die gefraͤßigen, sitzen
   am naͤchsten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="11">
              <pb facs="#f0180" n="172"/>
              <l>Da ging erst die Beku&#x0364;mmerniß an; da grub<lb/><space dim="horizontal"/>er und suchte.</l><lb/>
              <l>Doch je la&#x0364;nger er scharrte, je weniger fand<lb/><space dim="horizontal"/>er. Vergebens</l><lb/>
              <l>War die Mu&#x0364;he, die er sich gab, und seine<lb/><space dim="horizontal"/>Verzweiflung,</l><lb/>
              <l>Denn der Schatz war fort, er konnt ihn<lb/><space dim="horizontal"/>nirgend entdecken.</l><lb/>
              <l>Und vor Aerger und Scham &#x2014; wie schrecklich<lb/><space dim="horizontal"/>qua&#x0364;lt die Erinnerung</l><lb/>
              <l>Mich bey Tag und bey Nacht &#x2014; erha&#x0364;ngte<lb/><space dim="horizontal"/>mein Vater sich selber.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="12">
              <l>Alles das hab ich gethan, die bo&#x0364;se That<lb/><space dim="horizontal"/>zu verhindern.</l><lb/>
              <l>Uebel gera&#x0364;th es mir nun; jedoch es soll mich<lb/><space dim="horizontal"/>nicht reuen.</l><lb/>
              <l>Isegrim aber und Braun, die gefra&#x0364;ßigen, sitzen<lb/><space dim="horizontal"/>am na&#x0364;chsten</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0180] Da ging erst die Bekuͤmmerniß an; da grub er und suchte. Doch je laͤnger er scharrte, je weniger fand er. Vergebens War die Muͤhe, die er sich gab, und seine Verzweiflung, Denn der Schatz war fort, er konnt ihn nirgend entdecken. Und vor Aerger und Scham — wie schrecklich quaͤlt die Erinnerung Mich bey Tag und bey Nacht — erhaͤngte mein Vater sich selber. Alles das hab ich gethan, die boͤse That zu verhindern. Uebel geraͤth es mir nun; jedoch es soll mich nicht reuen. Isegrim aber und Braun, die gefraͤßigen, sitzen am naͤchsten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/180
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/180>, abgerufen am 23.11.2024.