Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Niemand ein Wörtchen zu sagen, und so ent-
   deckt sie ihr alles.

Eben so wenig hat auch mein Weib das Ver-
   sprechen gehalten:

Denn sobald sie mich fand, erzählte sie was
   sie vernommen,

Gab mir ein Merkmal dazu, woran ich die
   Wahrheit der Rede

Leicht erkennte; doch war mir dadurch nur
   schlimmer geschehen.

Ich erinnerte mich der Frösche, deren Ge-
   quake

Bis zu den Ohren des Herrn im Himmel
   endlich gelangte.

Einen König wollten sie haben und wollten
   im Zwange

Leben, nachdem sie der Freyheit in allen Lan-
   den genossen.

Da erhörte sie Gott und sandte den Storch,
   der beständig

Niemand ein Woͤrtchen zu sagen, und so ent-
   deckt sie ihr alles.

Eben so wenig hat auch mein Weib das Ver-
   sprechen gehalten:

Denn sobald sie mich fand, erzaͤhlte sie was
   sie vernommen,

Gab mir ein Merkmal dazu, woran ich die
   Wahrheit der Rede

Leicht erkennte; doch war mir dadurch nur
   schlimmer geschehen.

Ich erinnerte mich der Froͤsche, deren Ge-
   quake

Bis zu den Ohren des Herrn im Himmel
   endlich gelangte.

Einen Koͤnig wollten sie haben und wollten
   im Zwange

Leben, nachdem sie der Freyheit in allen Lan-
   den genossen.

Da erhoͤrte sie Gott und sandte den Storch,
   der bestaͤndig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0170" n="162"/>
              <l>Niemand ein Wo&#x0364;rtchen zu sagen, und so ent-<lb/><space dim="horizontal"/>deckt sie ihr alles.</l><lb/>
              <l>Eben so wenig hat auch mein Weib das Ver-<lb/><space dim="horizontal"/>sprechen gehalten:</l><lb/>
              <l>Denn sobald sie mich fand, erza&#x0364;hlte sie was<lb/><space dim="horizontal"/>sie vernommen,</l><lb/>
              <l>Gab mir ein Merkmal dazu, woran ich die<lb/><space dim="horizontal"/>Wahrheit der Rede</l><lb/>
              <l>Leicht erkennte; doch war mir dadurch nur<lb/><space dim="horizontal"/>schlimmer geschehen.</l><lb/>
              <l>Ich erinnerte mich der Fro&#x0364;sche, deren Ge-<lb/><space dim="horizontal"/>quake</l><lb/>
              <l>Bis zu den Ohren des Herrn im Himmel<lb/><space dim="horizontal"/>endlich gelangte.</l><lb/>
              <l>Einen Ko&#x0364;nig wollten sie haben und wollten<lb/><space dim="horizontal"/>im Zwange</l><lb/>
              <l>Leben, nachdem sie der Freyheit in allen Lan-<lb/><space dim="horizontal"/>den genossen.</l><lb/>
              <l>Da erho&#x0364;rte sie Gott und sandte den Storch,<lb/><space dim="horizontal"/>der besta&#x0364;ndig</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0170] Niemand ein Woͤrtchen zu sagen, und so ent- deckt sie ihr alles. Eben so wenig hat auch mein Weib das Ver- sprechen gehalten: Denn sobald sie mich fand, erzaͤhlte sie was sie vernommen, Gab mir ein Merkmal dazu, woran ich die Wahrheit der Rede Leicht erkennte; doch war mir dadurch nur schlimmer geschehen. Ich erinnerte mich der Froͤsche, deren Ge- quake Bis zu den Ohren des Herrn im Himmel endlich gelangte. Einen Koͤnig wollten sie haben und wollten im Zwange Leben, nachdem sie der Freyheit in allen Lan- den genossen. Da erhoͤrte sie Gott und sandte den Storch, der bestaͤndig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/170
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/170>, abgerufen am 23.11.2024.