Gerne hätt' er einmal sich satt an Hühnern gegessen. Und damit ich ihn tüchtig betröge, beschrieb ich ihm ernstlich Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des Abends gewöhnlich Neben sieben Hühnern zu setzen pflegte. Da führt ich Ihn im stillen bey Nacht, es hatte zwölfe geschlagen. Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte gestützet, Stand (ich wußt es) noch offen, ich that als wollt ich hinein gehn. Aber ich schmiegte mich an, und ließ dem Oheim den Vortritt. Gehet frey nur hinein, so sagt ich, wollt ihr gewinnen, Seyd geschäftig, es gilt! ihr findet gemästete Hennen.
Gerne haͤtt' er einmal sich satt an Huͤhnern gegessen. Und damit ich ihn tuͤchtig betroͤge, beschrieb ich ihm ernstlich Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des Abends gewoͤhnlich Neben sieben Huͤhnern zu setzen pflegte. Da fuͤhrt ich Ihn im stillen bey Nacht, es hatte zwoͤlfe geschlagen. Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte gestuͤtzet, Stand (ich wußt es) noch offen, ich that als wollt ich hinein gehn. Aber ich schmiegte mich an, und ließ dem Oheim den Vortritt. Gehet frey nur hinein, so sagt ich, wollt ihr gewinnen, Seyd geschaͤftig, es gilt! ihr findet gemaͤstete Hennen.
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="8"><pbfacs="#f0116"n="108"/><l>Gerne haͤtt' er einmal sich satt an Huͤhnern<lb/><spacedim="horizontal"/>gegessen.</l><lb/><l>Und damit ich ihn tuͤchtig betroͤge, beschrieb<lb/><spacedim="horizontal"/>ich ihm ernstlich</l><lb/><l>Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des<lb/><spacedim="horizontal"/>Abends gewoͤhnlich</l><lb/><l>Neben sieben Huͤhnern zu setzen pflegte. Da<lb/><spacedim="horizontal"/>fuͤhrt ich</l><lb/><l>Ihn im stillen bey Nacht, es hatte zwoͤlfe<lb/><spacedim="horizontal"/>geschlagen.</l><lb/><l>Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte<lb/><spacedim="horizontal"/>gestuͤtzet,</l><lb/><l>Stand (ich wußt es) noch offen, ich that als<lb/><spacedim="horizontal"/>wollt ich hinein gehn.</l><lb/><l>Aber ich schmiegte mich an, und ließ dem<lb/><spacedim="horizontal"/>Oheim den Vortritt.</l><lb/><l>Gehet frey nur hinein, so sagt ich, wollt ihr<lb/><spacedim="horizontal"/>gewinnen,</l><lb/><l>Seyd geschaͤftig, es gilt! ihr findet gemaͤstete<lb/><spacedim="horizontal"/>Hennen.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[108/0116]
Gerne haͤtt' er einmal sich satt an Huͤhnern
gegessen.
Und damit ich ihn tuͤchtig betroͤge, beschrieb
ich ihm ernstlich
Einen Balken, auf dem sich ein Hahn des
Abends gewoͤhnlich
Neben sieben Huͤhnern zu setzen pflegte. Da
fuͤhrt ich
Ihn im stillen bey Nacht, es hatte zwoͤlfe
geschlagen.
Und der Laden des Fensters, mit leichter Latte
gestuͤtzet,
Stand (ich wußt es) noch offen, ich that als
wollt ich hinein gehn.
Aber ich schmiegte mich an, und ließ dem
Oheim den Vortritt.
Gehet frey nur hinein, so sagt ich, wollt ihr
gewinnen,
Seyd geschaͤftig, es gilt! ihr findet gemaͤstete
Hennen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/116>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.