Wird mir Gnade gewähren; er weiß, wie sehr ich ihm nütze; Aber er weiß auch, wie sehr ich deswegen den Andern verhaßt bin. Ohne mich kann der Hof nicht bestehn. Und hätt ich noch zehnmal Mehr verbrochen, so weiß ich es schon, so bald mir's gelinget Ihm in die Augen zu sehen und ihn zu spre- chen, so fühlt er Seinen Zorn im Busen bezwungen. Denn freylich begleiten Viele den König, und kommen in seinem Ra- the zu sitzen. Aber es geht ihm niemal zu Herzen; sie fin- den zusammen Weder Rath noch Sinn. Doch bleibet an jeglichem Hofe, Wo ich immer auch sey, der Rathschluß mei- nem Verstande.
Wird mir Gnade gewaͤhren; er weiß, wie sehr ich ihm nuͤtze; Aber er weiß auch, wie sehr ich deswegen den Andern verhaßt bin. Ohne mich kann der Hof nicht bestehn. Und haͤtt ich noch zehnmal Mehr verbrochen, so weiß ich es schon, so bald mir's gelinget Ihm in die Augen zu sehen und ihn zu spre- chen, so fuͤhlt er Seinen Zorn im Busen bezwungen. Denn freylich begleiten Viele den Koͤnig, und kommen in seinem Ra- the zu sitzen. Aber es geht ihm niemal zu Herzen; sie fin- den zusammen Weder Rath noch Sinn. Doch bleibet an jeglichem Hofe, Wo ich immer auch sey, der Rathschluß mei- nem Verstande.
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="6"><pbfacs="#f0102"n="94"/><l>Wird mir Gnade gewaͤhren; er weiß, wie sehr<lb/><spacedim="horizontal"/>ich ihm nuͤtze;</l><lb/><l>Aber er weiß auch, wie sehr ich deswegen den<lb/><spacedim="horizontal"/>Andern verhaßt bin.</l><lb/><l>Ohne mich kann der Hof nicht bestehn. Und<lb/><spacedim="horizontal"/>haͤtt ich noch zehnmal</l><lb/><l>Mehr verbrochen, so weiß ich es schon, so<lb/><spacedim="horizontal"/>bald mir's gelinget</l><lb/><l>Ihm in die Augen zu sehen und ihn zu spre-<lb/><spacedim="horizontal"/>chen, so fuͤhlt er</l><lb/><l>Seinen Zorn im Busen bezwungen. Denn<lb/><spacedim="horizontal"/>freylich begleiten</l><lb/><l>Viele den Koͤnig, und kommen in seinem Ra-<lb/><spacedim="horizontal"/>the zu sitzen.</l><lb/><l>Aber es geht ihm niemal zu Herzen; sie fin-<lb/><spacedim="horizontal"/>den zusammen</l><lb/><l>Weder Rath noch Sinn. Doch bleibet an<lb/><spacedim="horizontal"/>jeglichem Hofe,</l><lb/><l>Wo ich immer auch sey, der Rathschluß mei-<lb/><spacedim="horizontal"/>nem Verstande.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[94/0102]
Wird mir Gnade gewaͤhren; er weiß, wie sehr
ich ihm nuͤtze;
Aber er weiß auch, wie sehr ich deswegen den
Andern verhaßt bin.
Ohne mich kann der Hof nicht bestehn. Und
haͤtt ich noch zehnmal
Mehr verbrochen, so weiß ich es schon, so
bald mir's gelinget
Ihm in die Augen zu sehen und ihn zu spre-
chen, so fuͤhlt er
Seinen Zorn im Busen bezwungen. Denn
freylich begleiten
Viele den Koͤnig, und kommen in seinem Ra-
the zu sitzen.
Aber es geht ihm niemal zu Herzen; sie fin-
den zusammen
Weder Rath noch Sinn. Doch bleibet an
jeglichem Hofe,
Wo ich immer auch sey, der Rathschluß mei-
nem Verstande.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/102>, abgerufen am 02.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.