Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Chirurgus kam aus dem Cabinet,
und auf Befragen, wie sich der Kranke be¬
finde? sagte er mit lebhafter Freundlichkeit:
recht sehr wohl, ich hoffe ihn bald völlig
wieder hergestellt zu sehen; sogleich eilte er
zum Saal hinaus, und erwartete Wilhelms
Frage nicht, der schon den Mund eröfnete,
sich nochmals und dringender nach der Brief¬
tasche zu erkundigen. Das Verlangen, von
seiner Amazone etwas zu erfahren, gab ihm
Vertrauen zu Jarno, er entdeckte ihm seinen
Fall, und bat ihn um seine Beyhülfe. Sie
wissen so viel, sagte er, sollten Sie nicht
auch das erfahren können?

Jarno war einen Augenblick nachdenkend,
dann sagte er zu seinem jungen Freunde:
seyn Sie ruhig, und lassen Sie sich weiter
nichts merken, wir wollen der Schönen schon
auf die Spur kommen. Jetzt beunruhigt
mich nur Lothario's Zustand, die Sache steht

Der Chirurgus kam aus dem Cabinet,
und auf Befragen, wie ſich der Kranke be¬
finde? ſagte er mit lebhafter Freundlichkeit:
recht ſehr wohl, ich hoffe ihn bald völlig
wieder hergeſtellt zu ſehen; ſogleich eilte er
zum Saal hinaus, und erwartete Wilhelms
Frage nicht, der ſchon den Mund eröfnete,
ſich nochmals und dringender nach der Brief¬
taſche zu erkundigen. Das Verlangen, von
ſeiner Amazone etwas zu erfahren, gab ihm
Vertrauen zu Jarno, er entdeckte ihm ſeinen
Fall, und bat ihn um ſeine Beyhülfe. Sie
wiſſen ſo viel, ſagte er, ſollten Sie nicht
auch das erfahren können?

Jarno war einen Augenblick nachdenkend,
dann ſagte er zu ſeinem jungen Freunde:
ſeyn Sie ruhig, und laſſen Sie ſich weiter
nichts merken, wir wollen der Schönen ſchon
auf die Spur kommen. Jetzt beunruhigt
mich nur Lothario’s Zuſtand, die Sache ſteht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0049" n="45"/>
            <p>Der Chirurgus kam aus dem Cabinet,<lb/>
und auf Befragen, wie &#x017F;ich der Kranke be¬<lb/>
finde? &#x017F;agte er mit lebhafter Freundlichkeit:<lb/>
recht &#x017F;ehr wohl, ich hoffe ihn bald völlig<lb/>
wieder herge&#x017F;tellt zu &#x017F;ehen; &#x017F;ogleich eilte er<lb/>
zum Saal hinaus, und erwartete Wilhelms<lb/>
Frage nicht, der &#x017F;chon den Mund eröfnete,<lb/>
&#x017F;ich nochmals und dringender nach der Brief¬<lb/>
ta&#x017F;che zu erkundigen. Das Verlangen, von<lb/>
&#x017F;einer Amazone etwas zu erfahren, gab ihm<lb/>
Vertrauen zu Jarno, er entdeckte ihm &#x017F;einen<lb/>
Fall, und bat ihn um &#x017F;eine Beyhülfe. Sie<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o viel, &#x017F;agte er, &#x017F;ollten Sie nicht<lb/>
auch das erfahren können?</p><lb/>
            <p>Jarno war einen Augenblick nachdenkend,<lb/>
dann &#x017F;agte er zu &#x017F;einem jungen Freunde:<lb/>
&#x017F;eyn Sie ruhig, und la&#x017F;&#x017F;en Sie &#x017F;ich weiter<lb/>
nichts merken, wir wollen der Schönen &#x017F;chon<lb/>
auf die Spur kommen. Jetzt beunruhigt<lb/>
mich nur Lothario&#x2019;s Zu&#x017F;tand, die Sache &#x017F;teht<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0049] Der Chirurgus kam aus dem Cabinet, und auf Befragen, wie ſich der Kranke be¬ finde? ſagte er mit lebhafter Freundlichkeit: recht ſehr wohl, ich hoffe ihn bald völlig wieder hergeſtellt zu ſehen; ſogleich eilte er zum Saal hinaus, und erwartete Wilhelms Frage nicht, der ſchon den Mund eröfnete, ſich nochmals und dringender nach der Brief¬ taſche zu erkundigen. Das Verlangen, von ſeiner Amazone etwas zu erfahren, gab ihm Vertrauen zu Jarno, er entdeckte ihm ſeinen Fall, und bat ihn um ſeine Beyhülfe. Sie wiſſen ſo viel, ſagte er, ſollten Sie nicht auch das erfahren können? Jarno war einen Augenblick nachdenkend, dann ſagte er zu ſeinem jungen Freunde: ſeyn Sie ruhig, und laſſen Sie ſich weiter nichts merken, wir wollen der Schönen ſchon auf die Spur kommen. Jetzt beunruhigt mich nur Lothario’s Zuſtand, die Sache ſteht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/49
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/49>, abgerufen am 02.05.2024.