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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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der Zweck völlig erreicht war. Auch hatte
es Jarno unter andern so geleitet, daß die
Personen, die in dem gegenwärtigen Augen¬
blick ein Interesse an einander nahmen, zu¬
sammen wohnten.

Nachdem alles eingerichtet war, sagte der
Graf zu Jarno: Helfen Sie mir auf die
Spur wegen des jungen Mannes, den Sie
da Meister nennen, und der ein Deutscher
seyn soll. Jarno schwieg still, denn er wußte
recht gut, daß der Graf einer von denen
Leuten war, die, wenn sie fragen, eigentlich
belehren wollen, auch fuhr dieser, ohne Ant¬
wort abzuwarten, in seiner Rede fort: Sie
hatten mir ihn damals vorgestellt, und im
Nahmen des Prinzen bestens empfohlen.
Wenn seine Mutter auch eine Deutsche war,
so hafte ich dafür, daß sein Vater ein Eng¬
länder ist, und zwar von Stande; wer wollte
das englische Blut alles berechnen, das seit

dreyßig

der Zweck völlig erreicht war. Auch hatte
es Jarno unter andern ſo geleitet, daß die
Perſonen, die in dem gegenwärtigen Augen¬
blick ein Intereſſe an einander nahmen, zu¬
ſammen wohnten.

Nachdem alles eingerichtet war, ſagte der
Graf zu Jarno: Helfen Sie mir auf die
Spur wegen des jungen Mannes, den Sie
da Meiſter nennen, und der ein Deutſcher
ſeyn ſoll. Jarno ſchwieg ſtill, denn er wußte
recht gut, daß der Graf einer von denen
Leuten war, die, wenn ſie fragen, eigentlich
belehren wollen, auch fuhr dieſer, ohne Ant¬
wort abzuwarten, in ſeiner Rede fort: Sie
hatten mir ihn damals vorgeſtellt, und im
Nahmen des Prinzen beſtens empfohlen.
Wenn ſeine Mutter auch eine Deutſche war,
ſo hafte ich dafür, daß ſein Vater ein Eng¬
länder iſt, und zwar von Stande; wer wollte
das engliſche Blut alles berechnen, das ſeit

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[480/0484] der Zweck völlig erreicht war. Auch hatte es Jarno unter andern ſo geleitet, daß die Perſonen, die in dem gegenwärtigen Augen¬ blick ein Intereſſe an einander nahmen, zu¬ ſammen wohnten. Nachdem alles eingerichtet war, ſagte der Graf zu Jarno: Helfen Sie mir auf die Spur wegen des jungen Mannes, den Sie da Meiſter nennen, und der ein Deutſcher ſeyn ſoll. Jarno ſchwieg ſtill, denn er wußte recht gut, daß der Graf einer von denen Leuten war, die, wenn ſie fragen, eigentlich belehren wollen, auch fuhr dieſer, ohne Ant¬ wort abzuwarten, in ſeiner Rede fort: Sie hatten mir ihn damals vorgeſtellt, und im Nahmen des Prinzen beſtens empfohlen. Wenn ſeine Mutter auch eine Deutſche war, ſo hafte ich dafür, daß ſein Vater ein Eng¬ länder iſt, und zwar von Stande; wer wollte das engliſche Blut alles berechnen, das ſeit dreyßig

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/484>, abgerufen am 25.08.2024.