wieder heraus wagte, starb, und den guten Mann trostlos hinterließ.
Frau von *** hatte indessen ganz ihre Absicht erreicht, sie hatte vor den Augen der Welt ein liebenswürdiges Kind, mit dem sie übertrieben paradirte, sie war zugleich eine Nebenbuhlerinn los geworden, deren Verhältniß sie denn doch mit neidischen Au¬ gen ansah, und deren Einfluß sie, für die Zukunft wenigstens, heimlich fürchtete, sie überhäufte das Kind mit Zärtlichkeit, und wußte ihren Gemahl, in vertraulichen Stun¬ den, durch eine so lebhafte Theilnahme an seinem Verlust dergestalt an sich zu ziehen, daß er sich ihr, man kann wohl sagen, ganz ergab, sein Glück und das Glück ihres Kin¬ des in ihre Hände legte, und kaum kurze Zeit vor seinem Tode, und noch gewisser¬ maßen nur durch seine erwachsene Tochter, wieder Herr im Hause ward. Das war,
wieder heraus wagte, ſtarb, und den guten Mann troſtlos hinterließ.
Frau von *** hatte indeſſen ganz ihre Abſicht erreicht, ſie hatte vor den Augen der Welt ein liebenswürdiges Kind, mit dem ſie übertrieben paradirte, ſie war zugleich eine Nebenbuhlerinn los geworden, deren Verhältniß ſie denn doch mit neidiſchen Au¬ gen anſah, und deren Einfluß ſie, für die Zukunft wenigſtens, heimlich fürchtete, ſie überhäufte das Kind mit Zärtlichkeit, und wußte ihren Gemahl, in vertraulichen Stun¬ den, durch eine ſo lebhafte Theilnahme an ſeinem Verluſt dergeſtalt an ſich zu ziehen, daß er ſich ihr, man kann wohl ſagen, ganz ergab, ſein Glück und das Glück ihres Kin¬ des in ihre Hände legte, und kaum kurze Zeit vor ſeinem Tode, und noch gewiſſer¬ maßen nur durch ſeine erwachſene Tochter, wieder Herr im Hauſe ward. Das war,
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wieder heraus wagte, ſtarb, und den guten
Mann troſtlos hinterließ.
Frau von *** hatte indeſſen ganz ihre
Abſicht erreicht, ſie hatte vor den Augen
der Welt ein liebenswürdiges Kind, mit dem
ſie übertrieben paradirte, ſie war zugleich
eine Nebenbuhlerinn los geworden, deren
Verhältniß ſie denn doch mit neidiſchen Au¬
gen anſah, und deren Einfluß ſie, für die
Zukunft wenigſtens, heimlich fürchtete, ſie
überhäufte das Kind mit Zärtlichkeit, und
wußte ihren Gemahl, in vertraulichen Stun¬
den, durch eine ſo lebhafte Theilnahme an
ſeinem Verluſt dergeſtalt an ſich zu ziehen,
daß er ſich ihr, man kann wohl ſagen, ganz
ergab, ſein Glück und das Glück ihres Kin¬
des in ihre Hände legte, und kaum kurze
Zeit vor ſeinem Tode, und noch gewiſſer¬
maßen nur durch ſeine erwachſene Tochter,
wieder Herr im Hauſe ward. Das war,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/382>, abgerufen am 22.11.2024.
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