soliden Charakter hatte. Frau von *** bot nach kurzer Zeit einer Einrichtung selbst die Hände, nach welcher das gute Mädchen sich Theresens Vater überließ, in der Besorgung des Hauswesens fortfuhr und gegen die Frau vom Hause fast noch mehr Dienstfer¬ tigkeit und Ergebung als vorher bezeigte.
Nach einiger Zeit erklärte sie sich guter Hoffnung, und die beyden Eheleute kamen bey dieser Gelegenheit, ob wohl aus ganz verschiedenen Anlässen, auf einerley Gedan¬ ken. Herr von *** wünschte das Kind sei¬ ner Geliebten als sein rechtmäßiges im Hause einzuführen, und Frau von ***, verdrie߬ lich, daß durch die Indiscretion ihres Arztes ihr Zustand in der Nachbarschaft hatte ver¬ lauten wollen, dachte durch ein untergescho¬ benes Kind sich wieder in Ansehn zu setzen, und durch eine solche Nachgiebigkeit ein Über¬ gewicht im Hause zu erhalten, das sie unter
ſoliden Charakter hatte. Frau von *** bot nach kurzer Zeit einer Einrichtung ſelbſt die Hände, nach welcher das gute Mädchen ſich Thereſens Vater überließ, in der Beſorgung des Hausweſens fortfuhr und gegen die Frau vom Hauſe faſt noch mehr Dienſtfer¬ tigkeit und Ergebung als vorher bezeigte.
Nach einiger Zeit erklärte ſie ſich guter Hoffnung, und die beyden Eheleute kamen bey dieſer Gelegenheit, ob wohl aus ganz verſchiedenen Anläſſen, auf einerley Gedan¬ ken. Herr von *** wünſchte das Kind ſei¬ ner Geliebten als ſein rechtmäßiges im Hauſe einzuführen, und Frau von ***, verdrie߬ lich, daß durch die Indiſcretion ihres Arztes ihr Zuſtand in der Nachbarſchaft hatte ver¬ lauten wollen, dachte durch ein untergeſcho¬ benes Kind ſich wieder in Anſehn zu ſetzen, und durch eine ſolche Nachgiebigkeit ein Über¬ gewicht im Hauſe zu erhalten, das ſie unter
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ſoliden Charakter hatte. Frau von *** bot
nach kurzer Zeit einer Einrichtung ſelbſt die
Hände, nach welcher das gute Mädchen ſich
Thereſens Vater überließ, in der Beſorgung
des Hausweſens fortfuhr und gegen die
Frau vom Hauſe faſt noch mehr Dienſtfer¬
tigkeit und Ergebung als vorher bezeigte.
Nach einiger Zeit erklärte ſie ſich guter
Hoffnung, und die beyden Eheleute kamen
bey dieſer Gelegenheit, ob wohl aus ganz
verſchiedenen Anläſſen, auf einerley Gedan¬
ken. Herr von *** wünſchte das Kind ſei¬
ner Geliebten als ſein rechtmäßiges im Hauſe
einzuführen, und Frau von ***, verdrie߬
lich, daß durch die Indiſcretion ihres Arztes
ihr Zuſtand in der Nachbarſchaft hatte ver¬
lauten wollen, dachte durch ein untergeſcho¬
benes Kind ſich wieder in Anſehn zu ſetzen,
und durch eine ſolche Nachgiebigkeit ein Über¬
gewicht im Hauſe zu erhalten, das ſie unter
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/380>, abgerufen am 22.11.2024.
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