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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Feinden Kohlen aufs Haupt sammelte, wel¬
ches, wie man sagt, ein schlechter Dienst
seyn soll, den man jemanden erzeigen kann,
nein, er schickt vielmehr den Freunden, die
ihm sein Mädchen entführen, gute und treue
Diener nach, damit ihr Fuß an keinen
Stein stoße.

In diesem Geschmack fuhr er unaufhalt¬
sam fort, ohne daß jemand ihm Einhalt zu
thun im Stande gewesen wäre, und da nie¬
mand in dieser Art ihm erwiedern konnte,
so behielt er das Wort ziemlich allein. Ver¬
wundert euch nicht, rief er aus, über meine
große Belesenheit in heiligen und profan
Scribenten, ihr sollt erfahren, wie ich zu
diesen Kenntnissen gelangt bin. Man wollte
von ihm wissen, wie es ihm gehe? wo er
herkomme? allein er konnte vor lauter Sit¬
tensprüchen und alten Geschichten nicht zur
deutlichen Erklärung gelangen.

Feinden Kohlen aufs Haupt ſammelte, wel¬
ches, wie man ſagt, ein ſchlechter Dienſt
ſeyn ſoll, den man jemanden erzeigen kann,
nein, er ſchickt vielmehr den Freunden, die
ihm ſein Mädchen entführen, gute und treue
Diener nach, damit ihr Fuß an keinen
Stein ſtoße.

In dieſem Geſchmack fuhr er unaufhalt¬
ſam fort, ohne daß jemand ihm Einhalt zu
thun im Stande geweſen wäre, und da nie¬
mand in dieſer Art ihm erwiedern konnte,
ſo behielt er das Wort ziemlich allein. Ver¬
wundert euch nicht, rief er aus, über meine
große Beleſenheit in heiligen und profan
Scribenten, ihr ſollt erfahren, wie ich zu
dieſen Kenntniſſen gelangt bin. Man wollte
von ihm wiſſen, wie es ihm gehe? wo er
herkomme? allein er konnte vor lauter Sit¬
tenſprüchen und alten Geſchichten nicht zur
deutlichen Erklärung gelangen.

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[365/0369] Feinden Kohlen aufs Haupt ſammelte, wel¬ ches, wie man ſagt, ein ſchlechter Dienſt ſeyn ſoll, den man jemanden erzeigen kann, nein, er ſchickt vielmehr den Freunden, die ihm ſein Mädchen entführen, gute und treue Diener nach, damit ihr Fuß an keinen Stein ſtoße. In dieſem Geſchmack fuhr er unaufhalt¬ ſam fort, ohne daß jemand ihm Einhalt zu thun im Stande geweſen wäre, und da nie¬ mand in dieſer Art ihm erwiedern konnte, ſo behielt er das Wort ziemlich allein. Ver¬ wundert euch nicht, rief er aus, über meine große Beleſenheit in heiligen und profan Scribenten, ihr ſollt erfahren, wie ich zu dieſen Kenntniſſen gelangt bin. Man wollte von ihm wiſſen, wie es ihm gehe? wo er herkomme? allein er konnte vor lauter Sit¬ tenſprüchen und alten Geſchichten nicht zur deutlichen Erklärung gelangen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/369>, abgerufen am 22.11.2024.