einzigen, reinen Genuß des Ohrs zu con¬ centriren.
Sie wollten eben den Saal verlassen, als sie die Kinder in dem Gange heftig lau¬ fen und den Felix rufen hörten: nein ich! nein ich!
Mignon warf sich zuerst zur geöffneten Thüre herein, sie war außer Athem, und konnte kein Wort sagen, Felix, noch in ei¬ niger Entfernung, rief: Mutter Therese ist da! Die Kinder hatten, so schien es, die Nach¬ richt zu überbringen, einen Wettlauf ange¬ stellt. Mignon lag in Nataliens Armen, ihr Herz pochte gewaltsam.
Böses Kind! sagte Natalie, ist Dir nicht alle heftige Bewegung untersagt? sieh, wie Dein Herz schlägt?
Laß es brechen! sagte Mignon, mit ei¬ nem tiefen Seufzer, es schlägt schon zu lange.
einzigen, reinen Genuß des Ohrs zu con¬ centriren.
Sie wollten eben den Saal verlaſſen, als ſie die Kinder in dem Gange heftig lau¬ fen und den Felix rufen hörten: nein ich! nein ich!
Mignon warf ſich zuerſt zur geöffneten Thüre herein, ſie war außer Athem, und konnte kein Wort ſagen, Felix, noch in ei¬ niger Entfernung, rief: Mutter Thereſe iſt da! Die Kinder hatten, ſo ſchien es, die Nach¬ richt zu überbringen, einen Wettlauf ange¬ ſtellt. Mignon lag in Nataliens Armen, ihr Herz pochte gewaltſam.
Böſes Kind! ſagte Natalie, iſt Dir nicht alle heftige Bewegung unterſagt? ſieh, wie Dein Herz ſchlägt?
Laß es brechen! ſagte Mignon, mit ei¬ nem tiefen Seufzer, es ſchlägt ſchon zu lange.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0336"n="332"/>
einzigen, reinen Genuß des Ohrs zu con¬<lb/>
centriren.</p><lb/><p>Sie wollten eben den Saal verlaſſen,<lb/>
als ſie die Kinder in dem Gange heftig lau¬<lb/>
fen und den Felix rufen hörten: nein ich!<lb/>
nein ich!</p><lb/><p>Mignon warf ſich zuerſt zur geöffneten<lb/>
Thüre herein, ſie war außer Athem, und<lb/>
konnte kein Wort ſagen, Felix, noch in ei¬<lb/>
niger Entfernung, rief: Mutter Thereſe iſt<lb/>
da! Die Kinder hatten, ſo ſchien es, die Nach¬<lb/>
richt zu überbringen, einen Wettlauf ange¬<lb/>ſtellt. Mignon lag in Nataliens Armen,<lb/>
ihr Herz pochte gewaltſam.</p><lb/><p>Böſes Kind! ſagte Natalie, iſt Dir nicht<lb/>
alle heftige Bewegung unterſagt? ſieh, wie<lb/>
Dein Herz ſchlägt?</p><lb/><p>Laß es brechen! ſagte Mignon, mit ei¬<lb/>
nem tiefen Seufzer, es ſchlägt ſchon zu<lb/>
lange.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[332/0336]
einzigen, reinen Genuß des Ohrs zu con¬
centriren.
Sie wollten eben den Saal verlaſſen,
als ſie die Kinder in dem Gange heftig lau¬
fen und den Felix rufen hörten: nein ich!
nein ich!
Mignon warf ſich zuerſt zur geöffneten
Thüre herein, ſie war außer Athem, und
konnte kein Wort ſagen, Felix, noch in ei¬
niger Entfernung, rief: Mutter Thereſe iſt
da! Die Kinder hatten, ſo ſchien es, die Nach¬
richt zu überbringen, einen Wettlauf ange¬
ſtellt. Mignon lag in Nataliens Armen,
ihr Herz pochte gewaltſam.
Böſes Kind! ſagte Natalie, iſt Dir nicht
alle heftige Bewegung unterſagt? ſieh, wie
Dein Herz ſchlägt?
Laß es brechen! ſagte Mignon, mit ei¬
nem tiefen Seufzer, es ſchlägt ſchon zu
lange.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/336>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.