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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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aufmerksam machen. Bemerken Sie diese
halbrunden Öfnungen in der Höhe auf bey¬
den Seiten! hier können die Chöre der Sän¬
ger verborgen stehen, und diese ehrenen Zier¬
rathen unter dem Gesimse dienen die Tep¬
piche zu befestigen, die nach der Verordnung
meines Oheims bey jeder Bestattung aufge¬
hängt werden sollen. Er konnte nicht ohne
Musik, besonders nicht ohne Gesang leben,
und hatte dabey die Eigenheit, daß er die
Sänger nicht sehen wollte. Er pflegte zu
sagen: das Theater verwöhnt uns gar zu
sehr, die Musik dient dort nur gleichsam
dem Auge, sie begleitet die Bewegungen,
nicht die Empfindungen, bey Oratorien und
Conzerten stöhrt uns immer die Gestalt des
Musikus, die wahre Musik ist allein fürs
Ohr, eine schöne Stimme ist das Allgemeinste
was sich denken laßt, und indem das einge¬
schränkte Individuum, das sie hervorbringt,

aufmerkſam machen. Bemerken Sie dieſe
halbrunden Öfnungen in der Höhe auf bey¬
den Seiten! hier können die Chöre der Sän¬
ger verborgen ſtehen, und dieſe ehrenen Zier¬
rathen unter dem Geſimſe dienen die Tep¬
piche zu befeſtigen, die nach der Verordnung
meines Oheims bey jeder Beſtattung aufge¬
hängt werden ſollen. Er konnte nicht ohne
Muſik, beſonders nicht ohne Geſang leben,
und hatte dabey die Eigenheit, daß er die
Sänger nicht ſehen wollte. Er pflegte zu
ſagen: das Theater verwöhnt uns gar zu
ſehr, die Muſik dient dort nur gleichſam
dem Auge, ſie begleitet die Bewegungen,
nicht die Empfindungen, bey Oratorien und
Conzerten ſtöhrt uns immer die Geſtalt des
Muſikus, die wahre Muſik iſt allein fürs
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[330/0334] aufmerkſam machen. Bemerken Sie dieſe halbrunden Öfnungen in der Höhe auf bey¬ den Seiten! hier können die Chöre der Sän¬ ger verborgen ſtehen, und dieſe ehrenen Zier¬ rathen unter dem Geſimſe dienen die Tep¬ piche zu befeſtigen, die nach der Verordnung meines Oheims bey jeder Beſtattung aufge¬ hängt werden ſollen. Er konnte nicht ohne Muſik, beſonders nicht ohne Geſang leben, und hatte dabey die Eigenheit, daß er die Sänger nicht ſehen wollte. Er pflegte zu ſagen: das Theater verwöhnt uns gar zu ſehr, die Muſik dient dort nur gleichſam dem Auge, ſie begleitet die Bewegungen, nicht die Empfindungen, bey Oratorien und Conzerten ſtöhrt uns immer die Geſtalt des Muſikus, die wahre Muſik iſt allein fürs Ohr, eine ſchöne Stimme iſt das Allgemeinſte was ſich denken laßt, und indem das einge¬ ſchränkte Individuum, das ſie hervorbringt,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/334>, abgerufen am 22.11.2024.