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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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dar, und so schien jeder, der hineintrat,
über sich selbst erhoben zu seyn, indem er
durch die zusammentreffende Kunst, erst er¬
fuhr, was der Mensch sey und was er seyn
könne.

Der Thüre gegenüber sahe man auf einem
prächtigen Sarkophagen das Marmorbild ei¬
nes würdigen Mannes, an ein Polster ge¬
lehnt. Er hielt eine Rolle vor sich, und
schien mit stiller Aufmerksamkeit darauf zu
blicken. Sie war so gerichtet, daß man die
Worte, die sie enthielt, bequem lesen konnte.
Es stand darauf: Gedenke zu leben.

Natalie, indem sie einen verwelkten Straus
wegnahm, legte den frischen vor das Bild
des Oheims. Denn er selbst war in der Fi¬
gur vorgestellt, und Wilhelm glaubte sich
noch der Züge des alten Herrn zu erinnern,
den er damals im Walde gesehen hatte.
Hier brachten wir manche Stunde zu, sagte

dar, und ſo ſchien jeder, der hineintrat,
über ſich ſelbſt erhoben zu ſeyn, indem er
durch die zuſammentreffende Kunſt, erſt er¬
fuhr, was der Menſch ſey und was er ſeyn
könne.

Der Thüre gegenüber ſahe man auf einem
prächtigen Sarkophagen das Marmorbild ei¬
nes würdigen Mannes, an ein Polſter ge¬
lehnt. Er hielt eine Rolle vor ſich, und
ſchien mit ſtiller Aufmerkſamkeit darauf zu
blicken. Sie war ſo gerichtet, daß man die
Worte, die ſie enthielt, bequem leſen konnte.
Es ſtand darauf: Gedenke zu leben.

Natalie, indem ſie einen verwelkten Straus
wegnahm, legte den friſchen vor das Bild
des Oheims. Denn er ſelbſt war in der Fi¬
gur vorgeſtellt, und Wilhelm glaubte ſich
noch der Züge des alten Herrn zu erinnern,
den er damals im Walde geſehen hatte.
Hier brachten wir manche Stunde zu, ſagte

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[324/0328] dar, und ſo ſchien jeder, der hineintrat, über ſich ſelbſt erhoben zu ſeyn, indem er durch die zuſammentreffende Kunſt, erſt er¬ fuhr, was der Menſch ſey und was er ſeyn könne. Der Thüre gegenüber ſahe man auf einem prächtigen Sarkophagen das Marmorbild ei¬ nes würdigen Mannes, an ein Polſter ge¬ lehnt. Er hielt eine Rolle vor ſich, und ſchien mit ſtiller Aufmerkſamkeit darauf zu blicken. Sie war ſo gerichtet, daß man die Worte, die ſie enthielt, bequem leſen konnte. Es ſtand darauf: Gedenke zu leben. Natalie, indem ſie einen verwelkten Straus wegnahm, legte den friſchen vor das Bild des Oheims. Denn er ſelbſt war in der Fi¬ gur vorgeſtellt, und Wilhelm glaubte ſich noch der Züge des alten Herrn zu erinnern, den er damals im Walde geſehen hatte. Hier brachten wir manche Stunde zu, ſagte

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/328>, abgerufen am 25.11.2024.