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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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ihn, er wähnt man könne ihm das geben,
was nur von ihm kommen kann. So meine
Liebe schadet mir auch diesmal meine Klar¬
heit nichts, ich kenne meinen Gatten besser,
als er sich selbst kennt, und ich achte ihn
nur um desto mehr. Ich sehe ihn, aber ich
übersehe ihn nicht, und alle meine Einsicht
reicht nicht hin zu ahnen, was er wirken
kann. Wenn ich an ihn denke, vermischt sich
sein Bild immer mit dem Deinigen, und ich
weiß nicht wie ich es werth bin zwey solchen
Menschen anzugehören. Aber ich will es
werth seyn, dadurch daß ich meine Pflicht
thue, dadurch daß ich erfülle, was man von
mir erwarten und hoffen kann.


Ob ich Lothario's gedenke? Lebhaft und
täglich, ihn kann ich in der Gesellschaft, die
mich im Geiste umgiebt, nicht einen Augen¬
blick missen. O wie bedaure ich den treff¬

ihn, er wähnt man könne ihm das geben,
was nur von ihm kommen kann. So meine
Liebe ſchadet mir auch diesmal meine Klar¬
heit nichts, ich kenne meinen Gatten beſſer,
als er ſich ſelbſt kennt, und ich achte ihn
nur um deſto mehr. Ich ſehe ihn, aber ich
überſehe ihn nicht, und alle meine Einſicht
reicht nicht hin zu ahnen, was er wirken
kann. Wenn ich an ihn denke, vermiſcht ſich
ſein Bild immer mit dem Deinigen, und ich
weiß nicht wie ich es werth bin zwey ſolchen
Menſchen anzugehören. Aber ich will es
werth ſeyn, dadurch daß ich meine Pflicht
thue, dadurch daß ich erfülle, was man von
mir erwarten und hoffen kann.


Ob ich Lothario’s gedenke? Lebhaft und
täglich, ihn kann ich in der Geſellſchaft, die
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blick miſſen. O wie bedaure ich den treff¬

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[303/0307] ihn, er wähnt man könne ihm das geben, was nur von ihm kommen kann. So meine Liebe ſchadet mir auch diesmal meine Klar¬ heit nichts, ich kenne meinen Gatten beſſer, als er ſich ſelbſt kennt, und ich achte ihn nur um deſto mehr. Ich ſehe ihn, aber ich überſehe ihn nicht, und alle meine Einſicht reicht nicht hin zu ahnen, was er wirken kann. Wenn ich an ihn denke, vermiſcht ſich ſein Bild immer mit dem Deinigen, und ich weiß nicht wie ich es werth bin zwey ſolchen Menſchen anzugehören. Aber ich will es werth ſeyn, dadurch daß ich meine Pflicht thue, dadurch daß ich erfülle, was man von mir erwarten und hoffen kann. Ob ich Lothario’s gedenke? Lebhaft und täglich, ihn kann ich in der Geſellſchaft, die mich im Geiſte umgiebt, nicht einen Augen¬ blick miſſen. O wie bedaure ich den treff¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/307>, abgerufen am 22.11.2024.