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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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sal! wäre es möglich, daß dieser beste Theil
von mir selbst vor mir zerstöhrt, daß dieses
Herz von meinem Herzen gerissen werden
könnte, so lebe wohl Verstand und Ver¬
nunft, lebe wohl jede Sorgfalt und Vorsicht,
verschwinde du Trieb zur Erhaltung! alles,
was uns vom Thier unterscheidet, verliehre
sich! und wenn es nicht erlaubt ist, seine
traurigen Tage freywillig zu endigen, so
hebe ein frühzeitiger Wahnsinn das Bewußt¬
seyn auf, ehe der Tod, der es auf immer
zerstöhrt, die lange Nacht herbeyführt.

Er faßte den Knaben in seine Arme,
küßte ihn, drückte ihn an sich und benetzte
ihn mit reichlichen Thränen. Das Kind
wachte auf; sein helles Auge, sein freund¬
licher Blick rührten den Vater aufs innigste.
Welche Scene steht mir bevor, rief er aus,
wenn ich Dich der schönen unglücklichen Grä¬
fin vorstellen soll, wenn sie Dich an ihren

ſal! wäre es möglich, daß dieſer beſte Theil
von mir ſelbſt vor mir zerſtöhrt, daß dieſes
Herz von meinem Herzen geriſſen werden
könnte, ſo lebe wohl Verſtand und Ver¬
nunft, lebe wohl jede Sorgfalt und Vorſicht,
verſchwinde du Trieb zur Erhaltung! alles,
was uns vom Thier unterſcheidet, verliehre
ſich! und wenn es nicht erlaubt iſt, ſeine
traurigen Tage freywillig zu endigen, ſo
hebe ein frühzeitiger Wahnſinn das Bewußt¬
ſeyn auf, ehe der Tod, der es auf immer
zerſtöhrt, die lange Nacht herbeyführt.

Er faßte den Knaben in ſeine Arme,
küßte ihn, drückte ihn an ſich und benetzte
ihn mit reichlichen Thränen. Das Kind
wachte auf; ſein helles Auge, ſein freund¬
licher Blick rührten den Vater aufs innigſte.
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[244/0248] ſal! wäre es möglich, daß dieſer beſte Theil von mir ſelbſt vor mir zerſtöhrt, daß dieſes Herz von meinem Herzen geriſſen werden könnte, ſo lebe wohl Verſtand und Ver¬ nunft, lebe wohl jede Sorgfalt und Vorſicht, verſchwinde du Trieb zur Erhaltung! alles, was uns vom Thier unterſcheidet, verliehre ſich! und wenn es nicht erlaubt iſt, ſeine traurigen Tage freywillig zu endigen, ſo hebe ein frühzeitiger Wahnſinn das Bewußt¬ ſeyn auf, ehe der Tod, der es auf immer zerſtöhrt, die lange Nacht herbeyführt. Er faßte den Knaben in ſeine Arme, küßte ihn, drückte ihn an ſich und benetzte ihn mit reichlichen Thränen. Das Kind wachte auf; ſein helles Auge, ſein freund¬ licher Blick rührten den Vater aufs innigſte. Welche Scene ſteht mir bevor, rief er aus, wenn ich Dich der ſchönen unglücklichen Grä¬ fin vorſtellen ſoll, wenn ſie Dich an ihren

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/248>, abgerufen am 22.11.2024.