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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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bereiten. Der Freund unseres Großoheims,
der Markese Cipriani, ist auf dem Wege
hierher zu kommen, er hoffte den alten
Mann noch am Leben anzutreffen, und sie
wollten sich zusammen an der Erinnerung
früherer Verhältnisse ergötzen, und sich ihrer
gemeinsamen Kunstliebhaberey erfreuen. Der
Markese war viel jünger als mein Oheim,
und verdankte ihm den besten Theil seiner
Bildung, wir müssen alles aufbieten, um
einigermaßen die Lücke auszufüllen, die er
finden wird, und das wird am besten durch
eine größere Gesellschaft geschehen.

Lothario ging darauf mit dem Abbe in
sein Zimmer, Jarno war vorher weggerit¬
ten, Wilhelm eilte auf seine Stube, er hatte
niemand, dem er sich vertrauen, niemand
durch den er einen Schritt, vor dem er sich
so sehr fürchtete, hätte abwenden können.
Der kleine Diener kam, und ersuchte ihn

bereiten. Der Freund unſeres Großoheims,
der Markeſe Cipriani, iſt auf dem Wege
hierher zu kommen, er hoffte den alten
Mann noch am Leben anzutreffen, und ſie
wollten ſich zuſammen an der Erinnerung
früherer Verhältniſſe ergötzen, und ſich ihrer
gemeinſamen Kunſtliebhaberey erfreuen. Der
Markeſe war viel jünger als mein Oheim,
und verdankte ihm den beſten Theil ſeiner
Bildung, wir müſſen alles aufbieten, um
einigermaßen die Lücke auszufüllen, die er
finden wird, und das wird am beſten durch
eine größere Geſellſchaft geſchehen.

Lothario ging darauf mit dem Abbé in
ſein Zimmer, Jarno war vorher weggerit¬
ten, Wilhelm eilte auf ſeine Stube, er hatte
niemand, dem er ſich vertrauen, niemand
durch den er einen Schritt, vor dem er ſich
ſo ſehr fürchtete, hätte abwenden können.
Der kleine Diener kam, und erſuchte ihn

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[242/0246] bereiten. Der Freund unſeres Großoheims, der Markeſe Cipriani, iſt auf dem Wege hierher zu kommen, er hoffte den alten Mann noch am Leben anzutreffen, und ſie wollten ſich zuſammen an der Erinnerung früherer Verhältniſſe ergötzen, und ſich ihrer gemeinſamen Kunſtliebhaberey erfreuen. Der Markeſe war viel jünger als mein Oheim, und verdankte ihm den beſten Theil ſeiner Bildung, wir müſſen alles aufbieten, um einigermaßen die Lücke auszufüllen, die er finden wird, und das wird am beſten durch eine größere Geſellſchaft geſchehen. Lothario ging darauf mit dem Abbé in ſein Zimmer, Jarno war vorher weggerit¬ ten, Wilhelm eilte auf ſeine Stube, er hatte niemand, dem er ſich vertrauen, niemand durch den er einen Schritt, vor dem er ſich ſo ſehr fürchtete, hätte abwenden können. Der kleine Diener kam, und erſuchte ihn

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/246>, abgerufen am 23.11.2024.