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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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etwas von seiner alten Treuherzigkeit ver¬
miß ich, setzte er hinzu. -- Sie wird sich
auch schon wieder zeigen, wenn wir uns nur
von der ersten Verwunderung erholt haben,
sagte Wilhelm.

Es fehlte viel, daß Werner einen gleich
vortheilhaften Eindruck auf Wilhelmen ge¬
macht haben sollte. Der gute Mann schien
eher zurück als vorwärts gegangen zu seyn.
Er war viel magerer, als ehemals, sein spitzes
Gesicht schien feiner, seine Nase länger zu
seyn, seine Stirn und sein Scheitel wa¬
ren von Haren entblößt, seine Stimme hell,
heftig und schreyend, und seine eingedruckte
Brust, seine vorfallenden Schultern, seine
farblosen Wangen ließen keinen Zweifel übrig,
daß ein arbeitsamer Hypochondriste gegen¬
wärtig sey.

Wilhelm war bescheiden genug, um sich
über diese große Veränderung sehr mäßig

etwas von ſeiner alten Treuherzigkeit ver¬
miß ich, ſetzte er hinzu. — Sie wird ſich
auch ſchon wieder zeigen, wenn wir uns nur
von der erſten Verwunderung erholt haben,
ſagte Wilhelm.

Es fehlte viel, daß Werner einen gleich
vortheilhaften Eindruck auf Wilhelmen ge¬
macht haben ſollte. Der gute Mann ſchien
eher zurück als vorwärts gegangen zu ſeyn.
Er war viel magerer, als ehemals, ſein ſpitzes
Geſicht ſchien feiner, ſeine Naſe länger zu
ſeyn, ſeine Stirn und ſein Scheitel wa¬
ren von Haren entblößt, ſeine Stimme hell,
heftig und ſchreyend, und ſeine eingedruckte
Bruſt, ſeine vorfallenden Schultern, ſeine
farbloſen Wangen ließen keinen Zweifel übrig,
daß ein arbeitſamer Hypochondriſte gegen¬
wärtig ſey.

Wilhelm war beſcheiden genug, um ſich
über dieſe große Veränderung ſehr mäßig

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[215/0219] etwas von ſeiner alten Treuherzigkeit ver¬ miß ich, ſetzte er hinzu. — Sie wird ſich auch ſchon wieder zeigen, wenn wir uns nur von der erſten Verwunderung erholt haben, ſagte Wilhelm. Es fehlte viel, daß Werner einen gleich vortheilhaften Eindruck auf Wilhelmen ge¬ macht haben ſollte. Der gute Mann ſchien eher zurück als vorwärts gegangen zu ſeyn. Er war viel magerer, als ehemals, ſein ſpitzes Geſicht ſchien feiner, ſeine Naſe länger zu ſeyn, ſeine Stirn und ſein Scheitel wa¬ ren von Haren entblößt, ſeine Stimme hell, heftig und ſchreyend, und ſeine eingedruckte Bruſt, ſeine vorfallenden Schultern, ſeine farbloſen Wangen ließen keinen Zweifel übrig, daß ein arbeitſamer Hypochondriſte gegen¬ wärtig ſey. Wilhelm war beſcheiden genug, um ſich über dieſe große Veränderung ſehr mäßig

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/219>, abgerufen am 23.11.2024.