In seine eignen leidenschaftlichen Betrach¬ tungen vertieft, ritt Wilhelm weiter, ohne viel über das was er sah' nachzudenken, stellte sein Pferd in einem Gasthofe ein und eilte nicht ohne Bewegung nach dem Schlosse zu.
Ein alter Bedienter empfing ihn an der Thüre, und berichtete ihm mit vieler Gutmü¬ thigkeit, daß er heute wohl schwerlich vor den Herren kommen werde; der Herr habe viel Briefe zu schreiben und schon einige sei¬ ner Geschäftsleute abweisen lassen. Wilhelm ward dringender, und endlich mußte der Alte nachgeben und ihn melden. Er kam zurück, und führte Wilhelmen in einen großen alten Saal. Dort ersuchte er ihn sich zu gedulden, weil der Herr vielleicht noch eine Zeit lang ausbleiben werde. Wilhelm ging unruhig auf und ab, und warf einige Blicke auf die Ritter und Frauen, deren alte Abbildungen
In ſeine eignen leidenſchaftlichen Betrach¬ tungen vertieft, ritt Wilhelm weiter, ohne viel über das was er ſah’ nachzudenken, ſtellte ſein Pferd in einem Gaſthofe ein und eilte nicht ohne Bewegung nach dem Schloſſe zu.
Ein alter Bedienter empfing ihn an der Thüre, und berichtete ihm mit vieler Gutmü¬ thigkeit, daß er heute wohl ſchwerlich vor den Herren kommen werde; der Herr habe viel Briefe zu ſchreiben und ſchon einige ſei¬ ner Geſchäftsleute abweiſen laſſen. Wilhelm ward dringender, und endlich mußte der Alte nachgeben und ihn melden. Er kam zurück, und führte Wilhelmen in einen großen alten Saal. Dort erſuchte er ihn ſich zu gedulden, weil der Herr vielleicht noch eine Zeit lang ausbleiben werde. Wilhelm ging unruhig auf und ab, und warf einige Blicke auf die Ritter und Frauen, deren alte Abbildungen
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[13/0017]
In ſeine eignen leidenſchaftlichen Betrach¬
tungen vertieft, ritt Wilhelm weiter, ohne
viel über das was er ſah’ nachzudenken,
ſtellte ſein Pferd in einem Gaſthofe ein
und eilte nicht ohne Bewegung nach dem
Schloſſe zu.
Ein alter Bedienter empfing ihn an der
Thüre, und berichtete ihm mit vieler Gutmü¬
thigkeit, daß er heute wohl ſchwerlich vor
den Herren kommen werde; der Herr habe
viel Briefe zu ſchreiben und ſchon einige ſei¬
ner Geſchäftsleute abweiſen laſſen. Wilhelm
ward dringender, und endlich mußte der Alte
nachgeben und ihn melden. Er kam zurück,
und führte Wilhelmen in einen großen alten
Saal. Dort erſuchte er ihn ſich zu gedulden,
weil der Herr vielleicht noch eine Zeit lang
ausbleiben werde. Wilhelm ging unruhig
auf und ab, und warf einige Blicke auf die
Ritter und Frauen, deren alte Abbildungen
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/17>, abgerufen am 02.05.2024.
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