Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.Erstes Capitel. Der Frühling war in seiner völligen Herr¬ Erſtes Capitel. Der Frühling war in ſeiner völligen Herr¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0011" n="[7]"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Erſtes Capitel</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>er Frühling war in ſeiner völligen Herr¬<lb/> lichkeit erſchienen; ein frühzeitiges Gewitter,<lb/> das den ganzen Tag gedrohet hatte, ging<lb/> ſtürmiſch an den Bergen nieder, der Regen<lb/> zog nach dem Lande, die Sonne trat wieder<lb/> in ihrem Glanze hervor und auf dem grauen<lb/> Grunde erſchien der herrliche Bogen. Wil¬<lb/> helm ritt ihm entgegen und ſah ihn mit Weh¬<lb/> muth an. Ach! ſagte er zu ſich ſelbſt, er¬<lb/> ſcheinen uns denn eben die ſchönſten Farben<lb/> des Lebens nur auf dunklem Grunde? und<lb/> müſſen Tropfen fallen, wenn wir entzückt wer¬<lb/> den ſollen? Ein heiterer Tag iſt wie ein<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[7]/0011]
Erſtes Capitel.
Der Frühling war in ſeiner völligen Herr¬
lichkeit erſchienen; ein frühzeitiges Gewitter,
das den ganzen Tag gedrohet hatte, ging
ſtürmiſch an den Bergen nieder, der Regen
zog nach dem Lande, die Sonne trat wieder
in ihrem Glanze hervor und auf dem grauen
Grunde erſchien der herrliche Bogen. Wil¬
helm ritt ihm entgegen und ſah ihn mit Weh¬
muth an. Ach! ſagte er zu ſich ſelbſt, er¬
ſcheinen uns denn eben die ſchönſten Farben
des Lebens nur auf dunklem Grunde? und
müſſen Tropfen fallen, wenn wir entzückt wer¬
den ſollen? Ein heiterer Tag iſt wie ein
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