ders überzeugten sie unsre Schauspieler, daß man bey der Probe Stellung und Action, wie man sie bey der Aufführung zu zeigen gedenke, immerfort mit der Rede verbinden und alles zusammen durch Gewohnheit me¬ chanisch vereinigen müsse. Besonders mit den Händen solle man ja bey der Probe ei¬ ner Tragödie keine gemeine Bewegung vor¬ nehmen; ein tragischer Schauspieler, der in der Probe Toback schnupft, mache sie im¬ mer bange, denn höchst wahrscheinlich werde er an einer solchen Stelle, bey der Auffüh¬ rung, die Prise vermissen. Ja sie hielten da¬ vor, daß niemand in Stiefeln probiren solle, wenn die Rolle in Schuhen zu spielen sey. Nichts aber, versicherten sie, schmerze sie mehr, als wenn die Frauenzimmer in den Proben ihre Hände in die Rockfalten ver¬ steckten.
Außerdem ward durch das Zureden die¬
ders überzeugten ſie unſre Schauſpieler, daß man bey der Probe Stellung und Action, wie man ſie bey der Aufführung zu zeigen gedenke, immerfort mit der Rede verbinden und alles zuſammen durch Gewohnheit me¬ chaniſch vereinigen müſſe. Beſonders mit den Händen ſolle man ja bey der Probe ei¬ ner Tragödie keine gemeine Bewegung vor¬ nehmen; ein tragiſcher Schauſpieler, der in der Probe Toback ſchnupft, mache ſie im¬ mer bange, denn höchſt wahrſcheinlich werde er an einer ſolchen Stelle, bey der Auffüh¬ rung, die Priſe vermiſſen. Ja ſie hielten da¬ vor, daß niemand in Stiefeln probiren ſolle, wenn die Rolle in Schuhen zu ſpielen ſey. Nichts aber, verſicherten ſie, ſchmerze ſie mehr, als wenn die Frauenzimmer in den Proben ihre Hände in die Rockfalten ver¬ ſteckten.
Außerdem ward durch das Zureden die¬
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[86/0092]
ders überzeugten ſie unſre Schauſpieler, daß
man bey der Probe Stellung und Action,
wie man ſie bey der Aufführung zu zeigen
gedenke, immerfort mit der Rede verbinden
und alles zuſammen durch Gewohnheit me¬
chaniſch vereinigen müſſe. Beſonders mit
den Händen ſolle man ja bey der Probe ei¬
ner Tragödie keine gemeine Bewegung vor¬
nehmen; ein tragiſcher Schauſpieler, der in
der Probe Toback ſchnupft, mache ſie im¬
mer bange, denn höchſt wahrſcheinlich werde
er an einer ſolchen Stelle, bey der Auffüh¬
rung, die Priſe vermiſſen. Ja ſie hielten da¬
vor, daß niemand in Stiefeln probiren ſolle,
wenn die Rolle in Schuhen zu ſpielen ſey.
Nichts aber, verſicherten ſie, ſchmerze ſie
mehr, als wenn die Frauenzimmer in den
Proben ihre Hände in die Rockfalten ver¬
ſteckten.
Außerdem ward durch das Zureden die¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/92>, abgerufen am 21.11.2024.
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