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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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thek reden hören; ich verglich aber das alles
mit dem, was ich schon gesehen hatte, und
machte mir ein sehr buntes Bild davon in
Gedanken. Wie verwundert war ich daher
über den ernsten und harmonischen Eindruck,
den ich beym Eintritt in das Haus empfand,
und der sich in jedem Saal und Zimmer
verstärkte. Hatte Pracht und Zierrath mich
sonst nur zerstreut; so fühlte ich mich hier
gesammlet und auf mich selbst zurück geführt.
Auch in allen Anstalten zu Feierlichkeiten
und Festen erregten Pracht und Würde ein
stilles Gefallen, und es war mir eben so
unbegreiflich, daß Ein Mensch das alles hät¬
te erfinden und anordnen können, als daß
mehrere sich vereinigen könnten, um in einem
so großen Sinne zusammen zu wirken. Und
bey dem allen schienen der Wirth und die
Seinigen so natürlich; es war keine Spur
von Steifheit noch von leerem Ceremoniel
zu bemerken.

thek reden hören; ich verglich aber das alles
mit dem, was ich ſchon geſehen hatte, und
machte mir ein ſehr buntes Bild davon in
Gedanken. Wie verwundert war ich daher
über den ernſten und harmoniſchen Eindruck,
den ich beym Eintritt in das Haus empfand,
und der ſich in jedem Saal und Zimmer
verſtärkte. Hatte Pracht und Zierrath mich
ſonſt nur zerſtreut; ſo fühlte ich mich hier
geſammlet und auf mich ſelbſt zurück geführt.
Auch in allen Anſtalten zu Feierlichkeiten
und Feſten erregten Pracht und Würde ein
ſtilles Gefallen, und es war mir eben ſo
unbegreiflich, daß Ein Menſch das alles hät¬
te erfinden und anordnen können, als daß
mehrere ſich vereinigen könnten, um in einem
ſo großen Sinne zuſammen zu wirken. Und
bey dem allen ſchienen der Wirth und die
Seinigen ſo natürlich; es war keine Spur
von Steifheit noch von leerem Ceremoniel
zu bemerken.

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[322/0328] thek reden hören; ich verglich aber das alles mit dem, was ich ſchon geſehen hatte, und machte mir ein ſehr buntes Bild davon in Gedanken. Wie verwundert war ich daher über den ernſten und harmoniſchen Eindruck, den ich beym Eintritt in das Haus empfand, und der ſich in jedem Saal und Zimmer verſtärkte. Hatte Pracht und Zierrath mich ſonſt nur zerſtreut; ſo fühlte ich mich hier geſammlet und auf mich ſelbſt zurück geführt. Auch in allen Anſtalten zu Feierlichkeiten und Feſten erregten Pracht und Würde ein ſtilles Gefallen, und es war mir eben ſo unbegreiflich, daß Ein Menſch das alles hät¬ te erfinden und anordnen können, als daß mehrere ſich vereinigen könnten, um in einem ſo großen Sinne zuſammen zu wirken. Und bey dem allen ſchienen der Wirth und die Seinigen ſo natürlich; es war keine Spur von Steifheit noch von leerem Ceremoniel zu bemerken.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/328>, abgerufen am 29.12.2024.