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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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herunter, zeigte mir die Dinge und erklärte
sie mir nach der Wahrheit. Getrocknete
Pflanzen und Insekten und manche Arten
von anatomischen Präparaten. Menschenhaut,
Knochen, Mumien und dergleichen kamen
auf das Krankenbette der Kleinen; Vögel
und Thiere, die er auf der Jagd erlegte, wur¬
den mir vorgezeigt, ehe sie nach der Küche
gingen, und damit doch auch der Fürst der
Welt eine Stimme in dieser Versammlung
behielte, erzählte mir die Tante Liebesge¬
schichten und Feenmärchen. Alles ward an¬
genommen und alles faßte Wurzel. Ich
hatte Stunden, in denen ich mich lebhaft mit
dem unsichtbaren Wesen unterhielte, ich weiß
noch einige Verse, die ich der Mutter damals
in die Feder dictirte.

Oft erzählte ich dem Vater wieder, was
ich von ihm gelernt hatte. Ich nahm nicht
leicht eine Arzeney, ohne zu fragen, wo wach¬

W. Meisters Lehrj. 3. O

herunter, zeigte mir die Dinge und erklärte
ſie mir nach der Wahrheit. Getrocknete
Pflanzen und Inſekten und manche Arten
von anatomiſchen Präparaten. Menſchenhaut,
Knochen, Mumien und dergleichen kamen
auf das Krankenbette der Kleinen; Vögel
und Thiere, die er auf der Jagd erlegte, wur¬
den mir vorgezeigt, ehe ſie nach der Küche
gingen, und damit doch auch der Fürſt der
Welt eine Stimme in dieſer Verſammlung
behielte, erzählte mir die Tante Liebesge¬
ſchichten und Feenmärchen. Alles ward an¬
genommen und alles faßte Wurzel. Ich
hatte Stunden, in denen ich mich lebhaft mit
dem unſichtbaren Weſen unterhielte, ich weiß
noch einige Verſe, die ich der Mutter damals
in die Feder dictirte.

Oft erzählte ich dem Vater wieder, was
ich von ihm gelernt hatte. Ich nahm nicht
leicht eine Arzeney, ohne zu fragen, wo wach¬

W. Meiſters Lehrj. 3. O
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[209/0215] herunter, zeigte mir die Dinge und erklärte ſie mir nach der Wahrheit. Getrocknete Pflanzen und Inſekten und manche Arten von anatomiſchen Präparaten. Menſchenhaut, Knochen, Mumien und dergleichen kamen auf das Krankenbette der Kleinen; Vögel und Thiere, die er auf der Jagd erlegte, wur¬ den mir vorgezeigt, ehe ſie nach der Küche gingen, und damit doch auch der Fürſt der Welt eine Stimme in dieſer Verſammlung behielte, erzählte mir die Tante Liebesge¬ ſchichten und Feenmärchen. Alles ward an¬ genommen und alles faßte Wurzel. Ich hatte Stunden, in denen ich mich lebhaft mit dem unſichtbaren Weſen unterhielte, ich weiß noch einige Verſe, die ich der Mutter damals in die Feder dictirte. Oft erzählte ich dem Vater wieder, was ich von ihm gelernt hatte. Ich nahm nicht leicht eine Arzeney, ohne zu fragen, wo wach¬ W. Meiſters Lehrj. 3. O

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/215>, abgerufen am 23.11.2024.