Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

mand anders als Friedrich. Der Junge ist
von gutem Hause, ich weiß es recht wohl; er
ist unsinnig in das Mädchen verliebt, und
hat wahrscheinlich seinen Verwandten so viel
Geld abgelockt, daß er wieder eine Zeitlang
mit ihr leben kann.

Durch diese Einwendungen ward Wilhelm
nicht überzeugt, doch zweifelhaft. Laertes
stellte ihm vor, wie unwahrscheinlich das
Mährchen sey, das Philine ihnen vorgespie¬
gelt hatte, wie Figur und Haar sehr gut auf
Friedrichen passe, wie sie bey zwölf Stunden
Vorsprung so leicht nicht einzuholen seyn
würden, und hauptsächlich wie Serlo keinen
von ihnen beyden beym Schauspiele entbeh¬
ren könne.

Durch alle diese Gründe wurde Wilhelm
endlich nur so weit gebracht, daß er Verzicht
darauf that, selbst nachzusetzen. Laertes wu߬
te noch in selbiger Nacht einen tüchtigen

mand anders als Friedrich. Der Junge iſt
von gutem Hauſe, ich weiß es recht wohl; er
iſt unſinnig in das Mädchen verliebt, und
hat wahrſcheinlich ſeinen Verwandten ſo viel
Geld abgelockt, daß er wieder eine Zeitlang
mit ihr leben kann.

Durch dieſe Einwendungen ward Wilhelm
nicht überzeugt, doch zweifelhaft. Laertes
ſtellte ihm vor, wie unwahrſcheinlich das
Mährchen ſey, das Philine ihnen vorgeſpie¬
gelt hatte, wie Figur und Haar ſehr gut auf
Friedrichen paſſe, wie ſie bey zwölf Stunden
Vorſprung ſo leicht nicht einzuholen ſeyn
würden, und hauptſächlich wie Serlo keinen
von ihnen beyden beym Schauſpiele entbeh¬
ren könne.

Durch alle dieſe Gründe wurde Wilhelm
endlich nur ſo weit gebracht, daß er Verzicht
darauf that, ſelbſt nachzuſetzen. Laertes wu߬
te noch in ſelbiger Nacht einen tüchtigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0165" n="159"/>
mand anders als Friedrich. Der Junge i&#x017F;t<lb/>
von gutem Hau&#x017F;e, ich weiß es recht wohl; er<lb/>
i&#x017F;t un&#x017F;innig in das Mädchen verliebt, und<lb/>
hat wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;einen Verwandten &#x017F;o viel<lb/>
Geld abgelockt, daß er wieder eine Zeitlang<lb/>
mit ihr leben kann.</p><lb/>
            <p>Durch die&#x017F;e Einwendungen ward Wilhelm<lb/>
nicht überzeugt, doch zweifelhaft. Laertes<lb/>
&#x017F;tellte ihm vor, wie unwahr&#x017F;cheinlich das<lb/>
Mährchen &#x017F;ey, das Philine ihnen vorge&#x017F;pie¬<lb/>
gelt hatte, wie Figur und Haar &#x017F;ehr gut auf<lb/>
Friedrichen pa&#x017F;&#x017F;e, wie &#x017F;ie bey zwölf Stunden<lb/>
Vor&#x017F;prung &#x017F;o leicht nicht einzuholen &#x017F;eyn<lb/>
würden, und haupt&#x017F;ächlich wie Serlo keinen<lb/>
von ihnen beyden beym Schau&#x017F;piele entbeh¬<lb/>
ren könne.</p><lb/>
            <p>Durch alle die&#x017F;e Gründe wurde Wilhelm<lb/>
endlich nur &#x017F;o weit gebracht, daß er Verzicht<lb/>
darauf that, &#x017F;elb&#x017F;t nachzu&#x017F;etzen. Laertes wu߬<lb/>
te noch in &#x017F;elbiger Nacht einen tüchtigen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0165] mand anders als Friedrich. Der Junge iſt von gutem Hauſe, ich weiß es recht wohl; er iſt unſinnig in das Mädchen verliebt, und hat wahrſcheinlich ſeinen Verwandten ſo viel Geld abgelockt, daß er wieder eine Zeitlang mit ihr leben kann. Durch dieſe Einwendungen ward Wilhelm nicht überzeugt, doch zweifelhaft. Laertes ſtellte ihm vor, wie unwahrſcheinlich das Mährchen ſey, das Philine ihnen vorgeſpie¬ gelt hatte, wie Figur und Haar ſehr gut auf Friedrichen paſſe, wie ſie bey zwölf Stunden Vorſprung ſo leicht nicht einzuholen ſeyn würden, und hauptſächlich wie Serlo keinen von ihnen beyden beym Schauſpiele entbeh¬ ren könne. Durch alle dieſe Gründe wurde Wilhelm endlich nur ſo weit gebracht, daß er Verzicht darauf that, ſelbſt nachzuſetzen. Laertes wu߬ te noch in ſelbiger Nacht einen tüchtigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/165
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/165>, abgerufen am 11.12.2024.