ter in dem ersten Feuer der Empfindung hätte denken können. Ein unmäßiger Bey¬ fall des Publikums belohnte ihre schmerzlichen Bemühungen, aber sie lag auch halb ohn¬ mächtig in einem Sessel als man sie nach der Aufführung aufsuchte.
Serlo hatte schon über ihr übertriebenes Spiel, wie er es nannte, und über die Ent¬ blößung ihres innersten Herzens vor dem Publikum, das doch mehr oder weniger mit jener fatalen Geschichte bekannt war, seinen Unwillen zu erkennen gegeben, und, wie er es im Zorn zu thun pflegte, mit den Zähnen geknirscht und mit den Füßen gestampft. Laßt sie, sagte er, als er sie von den Übri¬ gen umgeben in dem Sessel fand, sie wird noch eh'stens ganz nackt auf das Theater treten, und dann wird erst der Beyfall recht willkommen seyn.
Undankbarer! rief sie aus, Unmenschli¬
ter in dem erſten Feuer der Empfindung hätte denken können. Ein unmäßiger Bey¬ fall des Publikums belohnte ihre ſchmerzlichen Bemühungen, aber ſie lag auch halb ohn¬ mächtig in einem Seſſel als man ſie nach der Aufführung aufſuchte.
Serlo hatte ſchon über ihr übertriebenes Spiel, wie er es nannte, und über die Ent¬ blößung ihres innerſten Herzens vor dem Publikum, das doch mehr oder weniger mit jener fatalen Geſchichte bekannt war, ſeinen Unwillen zu erkennen gegeben, und, wie er es im Zorn zu thun pflegte, mit den Zähnen geknirſcht und mit den Füßen geſtampft. Laßt ſie, ſagte er, als er ſie von den Übri¬ gen umgeben in dem Seſſel fand, ſie wird noch eh’ſtens ganz nackt auf das Theater treten, und dann wird erſt der Beyfall recht willkommen ſeyn.
Undankbarer! rief ſie aus, Unmenſchli¬
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[196/0202]
ter in dem erſten Feuer der Empfindung
hätte denken können. Ein unmäßiger Bey¬
fall des Publikums belohnte ihre ſchmerzlichen
Bemühungen, aber ſie lag auch halb ohn¬
mächtig in einem Seſſel als man ſie nach
der Aufführung aufſuchte.
Serlo hatte ſchon über ihr übertriebenes
Spiel, wie er es nannte, und über die Ent¬
blößung ihres innerſten Herzens vor dem
Publikum, das doch mehr oder weniger mit
jener fatalen Geſchichte bekannt war, ſeinen
Unwillen zu erkennen gegeben, und, wie er
es im Zorn zu thun pflegte, mit den Zähnen
geknirſcht und mit den Füßen geſtampft.
Laßt ſie, ſagte er, als er ſie von den Übri¬
gen umgeben in dem Seſſel fand, ſie wird
noch eh’ſtens ganz nackt auf das Theater
treten, und dann wird erſt der Beyfall recht
willkommen ſeyn.
Undankbarer! rief ſie aus, Unmenſchli¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/202>, abgerufen am 25.12.2024.
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