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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ihren Affenpossen unterhielt, und dafür täg¬
lich etwas geschenkt bekam. Ein Kleid zu
diesem Stücke wurde auch für sie zurechte
gemacht, und weil sie von einer leichten nach¬
ahmenden Natur war, so hatte sie sich bald
aus dem Umgange der Damen so viel ge¬
merkt, als sich für sie schickte, und war in
kurzer Zeit voller Lebensart und guten Be¬
tragens geworden. Die Sorgfalt des Stall¬
meisters nahm mehr zu als ab, und da die
Offiziere auch stark auf sie eindrangen, und
sie sich in einem so reichlichen Elemente be¬
fand, fiel es ihr ein, auch einmal die Sprö¬
de zu spielen, und auf eine geschickte Weise
sich in einem gewissen vornehmen Ansehn zu
üben. Kalt und fein wie sie war, kannte sie
in acht Tagen die Schwächen des ganzen
Hauses, daß, wenn sie absichtlich hätte ver¬
fahren können, sie gar leicht ihr Glück wür¬
de gemacht haben. Allein auch hier bediente

ihren Affenpoſſen unterhielt, und dafür täg¬
lich etwas geſchenkt bekam. Ein Kleid zu
dieſem Stücke wurde auch für ſie zurechte
gemacht, und weil ſie von einer leichten nach¬
ahmenden Natur war, ſo hatte ſie ſich bald
aus dem Umgange der Damen ſo viel ge¬
merkt, als ſich für ſie ſchickte, und war in
kurzer Zeit voller Lebensart und guten Be¬
tragens geworden. Die Sorgfalt des Stall¬
meiſters nahm mehr zu als ab, und da die
Offiziere auch ſtark auf ſie eindrangen, und
ſie ſich in einem ſo reichlichen Elemente be¬
fand, fiel es ihr ein, auch einmal die Sprö¬
de zu ſpielen, und auf eine geſchickte Weiſe
ſich in einem gewiſſen vornehmen Anſehn zu
üben. Kalt und fein wie ſie war, kannte ſie
in acht Tagen die Schwächen des ganzen
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de gemacht haben. Allein auch hier bediente

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[82/0090] ihren Affenpoſſen unterhielt, und dafür täg¬ lich etwas geſchenkt bekam. Ein Kleid zu dieſem Stücke wurde auch für ſie zurechte gemacht, und weil ſie von einer leichten nach¬ ahmenden Natur war, ſo hatte ſie ſich bald aus dem Umgange der Damen ſo viel ge¬ merkt, als ſich für ſie ſchickte, und war in kurzer Zeit voller Lebensart und guten Be¬ tragens geworden. Die Sorgfalt des Stall¬ meiſters nahm mehr zu als ab, und da die Offiziere auch ſtark auf ſie eindrangen, und ſie ſich in einem ſo reichlichen Elemente be¬ fand, fiel es ihr ein, auch einmal die Sprö¬ de zu ſpielen, und auf eine geſchickte Weiſe ſich in einem gewiſſen vornehmen Anſehn zu üben. Kalt und fein wie ſie war, kannte ſie in acht Tagen die Schwächen des ganzen Hauſes, daß, wenn ſie abſichtlich hätte ver¬ fahren können, ſie gar leicht ihr Glück wür¬ de gemacht haben. Allein auch hier bediente

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/90>, abgerufen am 25.11.2024.