nicht versäumen, die große Welt näher ken¬ nen zu lernen, in der er viele Aufschlüsse über das Leben, über sich selbst und die Kunst zu erlangen hofte. Dabey durfte er sich nicht gestehen, wie sehr er wünsche, der schönen Gräfin wieder näher zu kommen. Er suchte sich vielmehr im Allgemeinen zu überzeugen, welchen großen Vortheil ihm die nähere Kenntniß der vornehmen und reichen Welt bringen würde. Er machte seine Be¬ trachtungen über den Grafen, die Gräfin, den Baron, über die Sicherheit, Bequemlich¬ keit und Anmuth ihres Betragens, und rief, als er allein war, mit Entzücken aus:
Dreymal glücklich sind diejenigen zu prei¬ sen, die ihre Geburt sogleich über die untern Stufen der Menschheit hinaus hebt; die durch jene Verhältnisse, in welchen sich man¬ che gute Menschen die ganze Zeit ihres Le¬ bens abängstigen, nicht durchzugehen, auch
nicht verſäumen, die große Welt näher ken¬ nen zu lernen, in der er viele Aufſchlüſſe über das Leben, über ſich ſelbſt und die Kunſt zu erlangen hofte. Dabey durfte er ſich nicht geſtehen, wie ſehr er wünſche, der ſchönen Gräfin wieder näher zu kommen. Er ſuchte ſich vielmehr im Allgemeinen zu überzeugen, welchen großen Vortheil ihm die nähere Kenntniß der vornehmen und reichen Welt bringen würde. Er machte ſeine Be¬ trachtungen über den Grafen, die Gräfin, den Baron, über die Sicherheit, Bequemlich¬ keit und Anmuth ihres Betragens, und rief, als er allein war, mit Entzücken aus:
Dreymal glücklich ſind diejenigen zu prei¬ ſen, die ihre Geburt ſogleich über die untern Stufen der Menſchheit hinaus hebt; die durch jene Verhältniſſe, in welchen ſich man¬ che gute Menſchen die ganze Zeit ihres Le¬ bens abängſtigen, nicht durchzugehen, auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0039"n="31"/>
nicht verſäumen, die große Welt näher ken¬<lb/>
nen zu lernen, in der er viele Aufſchlüſſe<lb/>
über das Leben, über ſich ſelbſt und die<lb/>
Kunſt zu erlangen hofte. Dabey durfte er<lb/>ſich nicht geſtehen, wie ſehr er wünſche, der<lb/>ſchönen Gräfin wieder näher zu kommen.<lb/>
Er ſuchte ſich vielmehr im Allgemeinen zu<lb/>
überzeugen, welchen großen Vortheil ihm die<lb/>
nähere Kenntniß der vornehmen und reichen<lb/>
Welt bringen würde. Er machte ſeine Be¬<lb/>
trachtungen über den Grafen, die Gräfin,<lb/>
den Baron, über die Sicherheit, Bequemlich¬<lb/>
keit und Anmuth ihres Betragens, und rief,<lb/>
als er allein war, mit Entzücken aus:</p><lb/><p>Dreymal glücklich ſind diejenigen zu prei¬<lb/>ſen, die ihre Geburt ſogleich über die untern<lb/>
Stufen der Menſchheit hinaus hebt; die<lb/>
durch jene Verhältniſſe, in welchen ſich man¬<lb/>
che gute Menſchen die ganze Zeit ihres Le¬<lb/>
bens abängſtigen, nicht durchzugehen, auch<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[31/0039]
nicht verſäumen, die große Welt näher ken¬
nen zu lernen, in der er viele Aufſchlüſſe
über das Leben, über ſich ſelbſt und die
Kunſt zu erlangen hofte. Dabey durfte er
ſich nicht geſtehen, wie ſehr er wünſche, der
ſchönen Gräfin wieder näher zu kommen.
Er ſuchte ſich vielmehr im Allgemeinen zu
überzeugen, welchen großen Vortheil ihm die
nähere Kenntniß der vornehmen und reichen
Welt bringen würde. Er machte ſeine Be¬
trachtungen über den Grafen, die Gräfin,
den Baron, über die Sicherheit, Bequemlich¬
keit und Anmuth ihres Betragens, und rief,
als er allein war, mit Entzücken aus:
Dreymal glücklich ſind diejenigen zu prei¬
ſen, die ihre Geburt ſogleich über die untern
Stufen der Menſchheit hinaus hebt; die
durch jene Verhältniſſe, in welchen ſich man¬
che gute Menſchen die ganze Zeit ihres Le¬
bens abängſtigen, nicht durchzugehen, auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/39>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.