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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ster, wo er, weil eben der Pater, der die
Umgänge zu besorgen, und durch geistliche
Maskeraden die christliche Gemeinde zu er¬
götzen hatte, gestorben war, als ein hülfrei¬
cher Schutzengel auftrat. Auch übernahm er
sogleich die Rolle Gabriels in der Verkündi¬
gung, und mißfiel dem hübschen Mädchen
nicht, die als Maria seinen obligenten Gruß,
mit äußerlicher Demuth und innerlichem
Stolze, sehr zierlich aufnahm. Er spielte
darauf successive in den Mysterien die wich¬
tigsten Rollen, und wußte sich nicht wenig,
da er endlich gar als Heiland der Welt ver¬
spottet, geschlagen, und ans Kreuz geheftet
wurde.

Einige Kriegsknechte mochten bey dieser
Gelegenheit ihre Rollen gar zu natürlich
spielen, daher er sie, um sich auf die schick¬
lichste Weise an ihnen zu rächen, bey Gele¬
genheit des jüngsten Gerichts in die präch¬

ſter, wo er, weil eben der Pater, der die
Umgänge zu beſorgen, und durch geiſtliche
Maskeraden die chriſtliche Gemeinde zu er¬
götzen hatte, geſtorben war, als ein hülfrei¬
cher Schutzengel auftrat. Auch übernahm er
ſogleich die Rolle Gabriels in der Verkündi¬
gung, und mißfiel dem hübſchen Mädchen
nicht, die als Maria ſeinen obligenten Gruß,
mit äußerlicher Demuth und innerlichem
Stolze, ſehr zierlich aufnahm. Er ſpielte
darauf ſucceſſive in den Myſterien die wich¬
tigſten Rollen, und wußte ſich nicht wenig,
da er endlich gar als Heiland der Welt ver¬
ſpottet, geſchlagen, und ans Kreuz geheftet
wurde.

Einige Kriegsknechte mochten bey dieſer
Gelegenheit ihre Rollen gar zu natürlich
ſpielen, daher er ſie, um ſich auf die ſchick¬
lichſte Weiſe an ihnen zu rächen, bey Gele¬
genheit des jüngſten Gerichts in die präch¬

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[343/0352] ſter, wo er, weil eben der Pater, der die Umgänge zu beſorgen, und durch geiſtliche Maskeraden die chriſtliche Gemeinde zu er¬ götzen hatte, geſtorben war, als ein hülfrei¬ cher Schutzengel auftrat. Auch übernahm er ſogleich die Rolle Gabriels in der Verkündi¬ gung, und mißfiel dem hübſchen Mädchen nicht, die als Maria ſeinen obligenten Gruß, mit äußerlicher Demuth und innerlichem Stolze, ſehr zierlich aufnahm. Er ſpielte darauf ſucceſſive in den Myſterien die wich¬ tigſten Rollen, und wußte ſich nicht wenig, da er endlich gar als Heiland der Welt ver¬ ſpottet, geſchlagen, und ans Kreuz geheftet wurde. Einige Kriegsknechte mochten bey dieſer Gelegenheit ihre Rollen gar zu natürlich ſpielen, daher er ſie, um ſich auf die ſchick¬ lichſte Weiſe an ihnen zu rächen, bey Gele¬ genheit des jüngſten Gerichts in die präch¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/352>, abgerufen am 25.11.2024.