zu uns kamst, das andre weiß ich. Die Quellen und Hülfsmittel zu deinem Werke will ich dir aufsuchen; an Quadratmeilen, die nicht gemessen sind, und an Volksmenge, die nicht gezählt ist, müssen wir's nicht feh¬ len lassen. Die Einkünfte der Länder neh¬ men wir aus Taschenbüchern und Tabellen, die, wie bekannt, die zuverlässigsten Docu¬ mente sind. Darauf gründen wir unsre po¬ litische Raisonnements; an Seitenblicken auf die Regierungen solls nicht fehlen. Ein Paar Fürsten beschreiben wir als wahre Väter des Vaterlandes, damit man uns desto eher glaubt, wenn wir einigen andern etwas anhängen, und wenn wir nicht geradezu durch den Wohnort einiger berühmten Leute durchrei¬ sen, so begegnen wir ihnen in einem Wirths¬ hause, lassen sie uns im Vertrauen das al¬ bernste Zeug sagen, und besonders vergessen wir nicht eine Liebesgeschichte mit irgend
zu uns kamſt, das andre weiß ich. Die Quellen und Hülfsmittel zu deinem Werke will ich dir aufſuchen; an Quadratmeilen, die nicht gemeſſen ſind, und an Volksmenge, die nicht gezählt iſt, müſſen wir’s nicht feh¬ len laſſen. Die Einkünfte der Länder neh¬ men wir aus Taſchenbüchern und Tabellen, die, wie bekannt, die zuverläſſigſten Docu¬ mente ſind. Darauf gründen wir unſre po¬ litiſche Raiſonnements; an Seitenblicken auf die Regierungen ſolls nicht fehlen. Ein Paar Fürſten beſchreiben wir als wahre Väter des Vaterlandes, damit man uns deſto eher glaubt, wenn wir einigen andern etwas anhängen, und wenn wir nicht geradezu durch den Wohnort einiger berühmten Leute durchrei¬ ſen, ſo begegnen wir ihnen in einem Wirths¬ hauſe, laſſen ſie uns im Vertrauen das al¬ bernſte Zeug ſagen, und beſonders vergeſſen wir nicht eine Liebesgeſchichte mit irgend
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0347"n="338"/>
zu uns kamſt, das andre weiß ich. Die<lb/>
Quellen und Hülfsmittel zu deinem Werke<lb/>
will ich dir aufſuchen; an Quadratmeilen,<lb/>
die nicht gemeſſen ſind, und an Volksmenge,<lb/>
die nicht gezählt iſt, müſſen wir’s nicht feh¬<lb/>
len laſſen. Die Einkünfte der Länder neh¬<lb/>
men wir aus Taſchenbüchern und Tabellen,<lb/>
die, wie bekannt, die zuverläſſigſten Docu¬<lb/>
mente ſind. Darauf gründen wir unſre po¬<lb/>
litiſche Raiſonnements; an Seitenblicken auf<lb/>
die Regierungen ſolls nicht fehlen. Ein Paar<lb/>
Fürſten beſchreiben wir als wahre Väter des<lb/>
Vaterlandes, damit man uns deſto eher glaubt,<lb/>
wenn wir einigen andern etwas anhängen,<lb/>
und wenn wir nicht geradezu durch den<lb/>
Wohnort einiger berühmten Leute durchrei¬<lb/>ſen, ſo begegnen wir ihnen in einem Wirths¬<lb/>
hauſe, laſſen ſie uns im Vertrauen das al¬<lb/>
bernſte Zeug ſagen, und beſonders vergeſſen<lb/>
wir nicht eine Liebesgeſchichte mit irgend<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[338/0347]
zu uns kamſt, das andre weiß ich. Die
Quellen und Hülfsmittel zu deinem Werke
will ich dir aufſuchen; an Quadratmeilen,
die nicht gemeſſen ſind, und an Volksmenge,
die nicht gezählt iſt, müſſen wir’s nicht feh¬
len laſſen. Die Einkünfte der Länder neh¬
men wir aus Taſchenbüchern und Tabellen,
die, wie bekannt, die zuverläſſigſten Docu¬
mente ſind. Darauf gründen wir unſre po¬
litiſche Raiſonnements; an Seitenblicken auf
die Regierungen ſolls nicht fehlen. Ein Paar
Fürſten beſchreiben wir als wahre Väter des
Vaterlandes, damit man uns deſto eher glaubt,
wenn wir einigen andern etwas anhängen,
und wenn wir nicht geradezu durch den
Wohnort einiger berühmten Leute durchrei¬
ſen, ſo begegnen wir ihnen in einem Wirths¬
hauſe, laſſen ſie uns im Vertrauen das al¬
bernſte Zeug ſagen, und beſonders vergeſſen
wir nicht eine Liebesgeſchichte mit irgend
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/347>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.