ich Ihnen den Rest meiner Geschichte erzäh¬ len. Wäre mein zärtlich geliebter, ungerech¬ ter Freund nur wenige Meilen von hier, ich würde sagen, setzen Sie sich zu Pferde, su¬ chen Sie auf irgend eine Weise Bekannt¬ schaft mit ihm, und wenn Sie zurückkehren, so haben Sie mir gewiß verziehen, und be¬ dauern mich von Herzen. Jetzt kann ich Ihnen nur mit Worten sagen, wie liebens¬ würdig er war, und wie sehr ich ihn liebte.
Eben zu der kritischen Zeit, da ich für die Tage meines Mannes besorgt seyn mußte, lernt ich ihn kennen. Er war eben aus Amerika zurück gekommen, wo er in Gesell¬ schaft einiger Franzosen mit vieler Distink¬ tion unter den Fahnen der vereinigten Staa¬ ten gedient hatte.
Er begegnete mir mit einem gelaßnen Anstande, mit einer offnen Gutmüthigkeit, sprach über mich selbst, meine Lage, mein
ich Ihnen den Reſt meiner Geſchichte erzäh¬ len. Wäre mein zärtlich geliebter, ungerech¬ ter Freund nur wenige Meilen von hier, ich würde ſagen, ſetzen Sie ſich zu Pferde, ſu¬ chen Sie auf irgend eine Weiſe Bekannt¬ ſchaft mit ihm, und wenn Sie zurückkehren, ſo haben Sie mir gewiß verziehen, und be¬ dauern mich von Herzen. Jetzt kann ich Ihnen nur mit Worten ſagen, wie liebens¬ würdig er war, und wie ſehr ich ihn liebte.
Eben zu der kritiſchen Zeit, da ich für die Tage meines Mannes beſorgt ſeyn mußte, lernt ich ihn kennen. Er war eben aus Amerika zurück gekommen, wo er in Geſell¬ ſchaft einiger Franzoſen mit vieler Diſtink¬ tion unter den Fahnen der vereinigten Staa¬ ten gedient hatte.
Er begegnete mir mit einem gelaßnen Anſtande, mit einer offnen Gutmüthigkeit, ſprach über mich ſelbſt, meine Lage, mein
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ich Ihnen den Reſt meiner Geſchichte erzäh¬
len. Wäre mein zärtlich geliebter, ungerech¬
ter Freund nur wenige Meilen von hier, ich
würde ſagen, ſetzen Sie ſich zu Pferde, ſu¬
chen Sie auf irgend eine Weiſe Bekannt¬
ſchaft mit ihm, und wenn Sie zurückkehren,
ſo haben Sie mir gewiß verziehen, und be¬
dauern mich von Herzen. Jetzt kann ich
Ihnen nur mit Worten ſagen, wie liebens¬
würdig er war, und wie ſehr ich ihn liebte.
Eben zu der kritiſchen Zeit, da ich für die
Tage meines Mannes beſorgt ſeyn mußte,
lernt ich ihn kennen. Er war eben aus
Amerika zurück gekommen, wo er in Geſell¬
ſchaft einiger Franzoſen mit vieler Diſtink¬
tion unter den Fahnen der vereinigten Staa¬
ten gedient hatte.
Er begegnete mir mit einem gelaßnen
Anſtande, mit einer offnen Gutmüthigkeit,
ſprach über mich ſelbſt, meine Lage, mein
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/334>, abgerufen am 24.11.2024.
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