Serlo war einigemal in der Stube auf und ab gegangen, ohne daß er irgend eine Absicht merken ließ. Auf einmal trat er an Aureliens Putztisch, griff schnell nach etwas das darauf lag, und eilte mit seiner Beute der Thüre zu. Aurelie bemerkte kaum seine Handlung, als sie auffuhr, sich ihm in den Weg warf, ihn mit unglaublicher Leiden¬ schaft angriff, und geschickt genug war, ein Ende des geraubten Gegenstandes zu fassen. Sie rangen und balgten sich sehr hartnäckig, drehten und wanden sich lebhaft mit einan¬ der herum; er lachte, sie ereiferte sich, und als Wilhelm hinzu eilte, sie auseinander zu bringen und zu besänftigen, sah er auf ein¬ mal Aurelien mit einem bloßen Dolch in der Hand auf die Seite springen, indem Serlo die Scheide, die ihm zurückgeblieben war, verdrießlich auf den Boden warf. Wilhelm trat erstaunt zurück, und seine stumme Ver¬
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Serlo war einigemal in der Stube auf und ab gegangen, ohne daß er irgend eine Abſicht merken ließ. Auf einmal trat er an Aureliens Putztiſch, griff ſchnell nach etwas das darauf lag, und eilte mit ſeiner Beute der Thüre zu. Aurelie bemerkte kaum ſeine Handlung, als ſie auffuhr, ſich ihm in den Weg warf, ihn mit unglaublicher Leiden¬ ſchaft angriff, und geſchickt genug war, ein Ende des geraubten Gegenſtandes zu faſſen. Sie rangen und balgten ſich ſehr hartnäckig, drehten und wanden ſich lebhaft mit einan¬ der herum; er lachte, ſie ereiferte ſich, und als Wilhelm hinzu eilte, ſie auseinander zu bringen und zu beſänftigen, ſah er auf ein¬ mal Aurelien mit einem bloßen Dolch in der Hand auf die Seite ſpringen, indem Serlo die Scheide, die ihm zurückgeblieben war, verdrießlich auf den Boden warf. Wilhelm trat erſtaunt zurück, und ſeine ſtumme Ver¬
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Serlo war einigemal in der Stube auf
und ab gegangen, ohne daß er irgend eine
Abſicht merken ließ. Auf einmal trat er an
Aureliens Putztiſch, griff ſchnell nach etwas
das darauf lag, und eilte mit ſeiner Beute
der Thüre zu. Aurelie bemerkte kaum ſeine
Handlung, als ſie auffuhr, ſich ihm in den
Weg warf, ihn mit unglaublicher Leiden¬
ſchaft angriff, und geſchickt genug war, ein
Ende des geraubten Gegenſtandes zu faſſen.
Sie rangen und balgten ſich ſehr hartnäckig,
drehten und wanden ſich lebhaft mit einan¬
der herum; er lachte, ſie ereiferte ſich, und
als Wilhelm hinzu eilte, ſie auseinander zu
bringen und zu beſänftigen, ſah er auf ein¬
mal Aurelien mit einem bloßen Dolch in der
Hand auf die Seite ſpringen, indem Serlo
die Scheide, die ihm zurückgeblieben war,
verdrießlich auf den Boden warf. Wilhelm
trat erſtaunt zurück, und ſeine ſtumme Ver¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/316>, abgerufen am 24.11.2024.
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