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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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kommen, rühmte Serlo's Güte, der sie ohne
ihr Verdienst, bloß in Hoffnung, daß sie
sich bilden werde, unter seine treffliche Trup¬
pe aufgenommen habe. Sie that dabey ge¬
gen Wilhelmen freundlich, doch aus einer
ehrerbietigen Entfernung.

Diese Verstellung währte aber nicht län¬
ger, als die Beiden zugegen waren. Denn
als Aurelie ihren Schmerz zu verbergen weg¬
ging, und Serlo abgerufen ward, sah Phili¬
ne erst recht genau nach den Thüren, ob bei¬
de auch gewiß fort seyen, dann hüpfte sie
wie thörigt in der Stube herum, setzte sich
an die Erde, und wollte vor Kichern und
Lachen ersticken. Dann sprang sie auf,
schmeichelte unserm Freunde, und freute sich
über alle maßen, daß sie so klug gewesen sey,
vorauszugehen, das Terrain zu recognosciren
und sich einzunisten.

Hier geht es bunt zu, sagte sie, gerade

kommen, rühmte Serlo’s Güte, der ſie ohne
ihr Verdienſt, bloß in Hoffnung, daß ſie
ſich bilden werde, unter ſeine treffliche Trup¬
pe aufgenommen habe. Sie that dabey ge¬
gen Wilhelmen freundlich, doch aus einer
ehrerbietigen Entfernung.

Dieſe Verſtellung währte aber nicht län¬
ger, als die Beiden zugegen waren. Denn
als Aurelie ihren Schmerz zu verbergen weg¬
ging, und Serlo abgerufen ward, ſah Phili¬
ne erſt recht genau nach den Thüren, ob bei¬
de auch gewiß fort ſeyen, dann hüpfte ſie
wie thörigt in der Stube herum, ſetzte ſich
an die Erde, und wollte vor Kichern und
Lachen erſticken. Dann ſprang ſie auf,
ſchmeichelte unſerm Freunde, und freute ſich
über alle maßen, daß ſie ſo klug geweſen ſey,
vorauszugehen, das Terrain zu recognoſciren
und ſich einzuniſten.

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[286/0295] kommen, rühmte Serlo’s Güte, der ſie ohne ihr Verdienſt, bloß in Hoffnung, daß ſie ſich bilden werde, unter ſeine treffliche Trup¬ pe aufgenommen habe. Sie that dabey ge¬ gen Wilhelmen freundlich, doch aus einer ehrerbietigen Entfernung. Dieſe Verſtellung währte aber nicht län¬ ger, als die Beiden zugegen waren. Denn als Aurelie ihren Schmerz zu verbergen weg¬ ging, und Serlo abgerufen ward, ſah Phili¬ ne erſt recht genau nach den Thüren, ob bei¬ de auch gewiß fort ſeyen, dann hüpfte ſie wie thörigt in der Stube herum, ſetzte ſich an die Erde, und wollte vor Kichern und Lachen erſticken. Dann ſprang ſie auf, ſchmeichelte unſerm Freunde, und freute ſich über alle maßen, daß ſie ſo klug geweſen ſey, vorauszugehen, das Terrain zu recognoſciren und ſich einzuniſten. Hier geht es bunt zu, ſagte ſie, gerade

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/295>, abgerufen am 23.11.2024.