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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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zum Fenster hinaus, in der Hoffnung, es
würde jemand seyn, der ihn aufsuchte, und
wäre es auch nur durch Zufall, ihm Nach¬
richt, Gewisheit und Freude brächte. Er
erzählte sich Geschichten vor, wie sein Freund
Werner in diese Gegend kommen und ihn
überraschen könnte, daß Mariane vielleicht
erscheinen dürfte. Der Ton eines jeden Post¬
horns setzte ihn in Bewegung. Melina soll¬
te von seinem Schicksale Nachricht geben,
vorzüglich aber sollte der Jäger wiederkom¬
men und ihn zu jener angebeteten Schönheit
einladen.

Von allem diesem geschah leider nichts,
und er mußte zuletzt wieder mit sich allein
bleiben, und indem er das Vergangne wieder
durchnahm, ward ihm ein Umstand, je mehr
er ihn betrachtete und beleuchtete, immer wi¬
driger und unerträglicher. Es war seine ver¬
unglückte Heerführerschaft, an die er ohne

zum Fenſter hinaus, in der Hoffnung, es
würde jemand ſeyn, der ihn aufſuchte, und
wäre es auch nur durch Zufall, ihm Nach¬
richt, Gewisheit und Freude brächte. Er
erzählte ſich Geſchichten vor, wie ſein Freund
Werner in dieſe Gegend kommen und ihn
überraſchen könnte, daß Mariane vielleicht
erſcheinen dürfte. Der Ton eines jeden Poſt¬
horns ſetzte ihn in Bewegung. Melina ſoll¬
te von ſeinem Schickſale Nachricht geben,
vorzüglich aber ſollte der Jäger wiederkom¬
men und ihn zu jener angebeteten Schönheit
einladen.

Von allem dieſem geſchah leider nichts,
und er mußte zuletzt wieder mit ſich allein
bleiben, und indem er das Vergangne wieder
durchnahm, ward ihm ein Umſtand, je mehr
er ihn betrachtete und beleuchtete, immer wi¬
driger und unerträglicher. Es war ſeine ver¬
unglückte Heerführerſchaft, an die er ohne

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[268/0277] zum Fenſter hinaus, in der Hoffnung, es würde jemand ſeyn, der ihn aufſuchte, und wäre es auch nur durch Zufall, ihm Nach¬ richt, Gewisheit und Freude brächte. Er erzählte ſich Geſchichten vor, wie ſein Freund Werner in dieſe Gegend kommen und ihn überraſchen könnte, daß Mariane vielleicht erſcheinen dürfte. Der Ton eines jeden Poſt¬ horns ſetzte ihn in Bewegung. Melina ſoll¬ te von ſeinem Schickſale Nachricht geben, vorzüglich aber ſollte der Jäger wiederkom¬ men und ihn zu jener angebeteten Schönheit einladen. Von allem dieſem geſchah leider nichts, und er mußte zuletzt wieder mit ſich allein bleiben, und indem er das Vergangne wieder durchnahm, ward ihm ein Umſtand, je mehr er ihn betrachtete und beleuchtete, immer wi¬ driger und unerträglicher. Es war ſeine ver¬ unglückte Heerführerſchaft, an die er ohne

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/277>, abgerufen am 22.11.2024.