Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Weise den Unfall Schuld, der uns betroffen
hat; so erinnert ihr euch nicht, daß der erste
Vorschlag diesen Weg zu nehmen, von frem¬
den Leuten kam, von euch allen geprüft wor¬
den, und so gut von jedem als von mir ge¬
billigt worden ist.

Wäre unsre Reise glücklich vollbracht, so
würde sich jeder wegen des guten Einfalls
loben, daß er diesen Weg angerathen, daß
er ihn vorgezogen, er würde sich unsrer Über¬
legungen und seines ausgeübten Stimmrechts
mit Freuden erinnern; jetzo macht ihr mich
allein verantwortlich, ihr zwingt mir eine
Schuld auf, die ich willig übernehmen woll¬
te, wenn mich das reinste Bewußtseyn nicht
frey spräche, ja wenn ich mich nicht auf euch
selbst berufen könnte. Habt ihr gegen mich
etwas zu sagen, so bringt es ordentlich vor,
und ich werde mich zu vertheidigen wissen;
habt ihr nichts Gegründetes anzugeben, so

schweigt,

Weiſe den Unfall Schuld, der uns betroffen
hat; ſo erinnert ihr euch nicht, daß der erſte
Vorſchlag dieſen Weg zu nehmen, von frem¬
den Leuten kam, von euch allen geprüft wor¬
den, und ſo gut von jedem als von mir ge¬
billigt worden iſt.

Wäre unſre Reiſe glücklich vollbracht, ſo
würde ſich jeder wegen des guten Einfalls
loben, daß er dieſen Weg angerathen, daß
er ihn vorgezogen, er würde ſich unſrer Über¬
legungen und ſeines ausgeübten Stimmrechts
mit Freuden erinnern; jetzo macht ihr mich
allein verantwortlich, ihr zwingt mir eine
Schuld auf, die ich willig übernehmen woll¬
te, wenn mich das reinſte Bewußtſeyn nicht
frey ſpräche, ja wenn ich mich nicht auf euch
ſelbſt berufen könnte. Habt ihr gegen mich
etwas zu ſagen, ſo bringt es ordentlich vor,
und ich werde mich zu vertheidigen wiſſen;
habt ihr nichts Gegründetes anzugeben, ſo

ſchweigt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0248" n="240"/>
Wei&#x017F;e den Unfall Schuld, der uns betroffen<lb/>
hat; &#x017F;o erinnert ihr euch nicht, daß der er&#x017F;te<lb/>
Vor&#x017F;chlag die&#x017F;en Weg zu nehmen, von frem¬<lb/>
den Leuten kam, von euch allen geprüft wor¬<lb/>
den, und &#x017F;o gut von jedem als von mir ge¬<lb/>
billigt worden i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Wäre un&#x017F;re Rei&#x017F;e glücklich vollbracht, &#x017F;o<lb/>
würde &#x017F;ich jeder wegen des guten Einfalls<lb/>
loben, daß er die&#x017F;en Weg angerathen, daß<lb/>
er ihn vorgezogen, er würde &#x017F;ich un&#x017F;rer Über¬<lb/>
legungen und &#x017F;eines ausgeübten Stimmrechts<lb/>
mit Freuden erinnern; jetzo macht ihr mich<lb/>
allein verantwortlich, ihr zwingt mir eine<lb/>
Schuld auf, die ich willig übernehmen woll¬<lb/>
te, wenn mich das rein&#x017F;te Bewußt&#x017F;eyn nicht<lb/>
frey &#x017F;präche, ja wenn ich mich nicht auf euch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t berufen könnte. Habt ihr gegen mich<lb/>
etwas zu &#x017F;agen, &#x017F;o bringt es ordentlich vor,<lb/>
und ich werde mich zu vertheidigen wi&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
habt ihr nichts Gegründetes anzugeben, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chweigt,<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0248] Weiſe den Unfall Schuld, der uns betroffen hat; ſo erinnert ihr euch nicht, daß der erſte Vorſchlag dieſen Weg zu nehmen, von frem¬ den Leuten kam, von euch allen geprüft wor¬ den, und ſo gut von jedem als von mir ge¬ billigt worden iſt. Wäre unſre Reiſe glücklich vollbracht, ſo würde ſich jeder wegen des guten Einfalls loben, daß er dieſen Weg angerathen, daß er ihn vorgezogen, er würde ſich unſrer Über¬ legungen und ſeines ausgeübten Stimmrechts mit Freuden erinnern; jetzo macht ihr mich allein verantwortlich, ihr zwingt mir eine Schuld auf, die ich willig übernehmen woll¬ te, wenn mich das reinſte Bewußtſeyn nicht frey ſpräche, ja wenn ich mich nicht auf euch ſelbſt berufen könnte. Habt ihr gegen mich etwas zu ſagen, ſo bringt es ordentlich vor, und ich werde mich zu vertheidigen wiſſen; habt ihr nichts Gegründetes anzugeben, ſo ſchweigt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/248
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/248>, abgerufen am 04.05.2024.