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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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thigen Gebährden sich neigte und der Dame
den Rock küßte.

Der Graf, der noch einige Personen um¬
her stehen sah, die sich gleichfalls für Schau¬
spieler ausgaben, erkundigte sich nach der
Stärke der Gesellschaft, nach dem letzten
Orte ihres Auffenthalts und ihrem Director.
Wenn es Franzosen wären, sagte er zu sei¬
ner Gemahlin, könnten wir dem Prinzen
eine unerwartete Freude machen, und ihm
bey uns seine Lieblingsunterhaltung ver¬
schaffen.

Es käme darauf an, versetzte die Gräfin:
ob wir nicht diese Leute, wenn sie schon un¬
glücklicherweise nur Deutsche sind, auf dem
Schloß, so lange der Fürst bey uns bleibt,
spielen ließen. Sie haben doch wohl einige
Geschicklichkeit. Eine große Societät läßt
sich am besten durch ein Theater unterhalten,
und der Baron würde sie schon zustutzen.

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thigen Gebährden ſich neigte und der Dame
den Rock küßte.

Der Graf, der noch einige Perſonen um¬
her ſtehen ſah, die ſich gleichfalls für Schau¬
ſpieler ausgaben, erkundigte ſich nach der
Stärke der Geſellſchaft, nach dem letzten
Orte ihres Auffenthalts und ihrem Director.
Wenn es Franzoſen wären, ſagte er zu ſei¬
ner Gemahlin, könnten wir dem Prinzen
eine unerwartete Freude machen, und ihm
bey uns ſeine Lieblingsunterhaltung ver¬
ſchaffen.

Es käme darauf an, verſetzte die Gräfin:
ob wir nicht dieſe Leute, wenn ſie ſchon un¬
glücklicherweiſe nur Deutſche ſind, auf dem
Schloß, ſo lange der Fürſt bey uns bleibt,
ſpielen ließen. Sie haben doch wohl einige
Geſchicklichkeit. Eine große Societät läßt
ſich am beſten durch ein Theater unterhalten,
und der Baron würde ſie ſchon zuſtutzen.

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[16/0024] thigen Gebährden ſich neigte und der Dame den Rock küßte. Der Graf, der noch einige Perſonen um¬ her ſtehen ſah, die ſich gleichfalls für Schau¬ ſpieler ausgaben, erkundigte ſich nach der Stärke der Geſellſchaft, nach dem letzten Orte ihres Auffenthalts und ihrem Director. Wenn es Franzoſen wären, ſagte er zu ſei¬ ner Gemahlin, könnten wir dem Prinzen eine unerwartete Freude machen, und ihm bey uns ſeine Lieblingsunterhaltung ver¬ ſchaffen. Es käme darauf an, verſetzte die Gräfin: ob wir nicht dieſe Leute, wenn ſie ſchon un¬ glücklicherweiſe nur Deutſche ſind, auf dem Schloß, ſo lange der Fürſt bey uns bleibt, ſpielen ließen. Sie haben doch wohl einige Geſchicklichkeit. Eine große Societät läßt ſich am beſten durch ein Theater unterhalten, und der Baron würde ſie ſchon zuſtutzen. Un¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/24>, abgerufen am 21.11.2024.