Wie angenehm wurden sie dagegen über¬ rascht, als ihnen aus den Büschen, auf einem Schimmel reitend, ein Frauenzimmer zu Ge¬ sichte kam, die von einem ältlichen Herrn und einigen Cavalieren begleitet wurde; Reitknechte, Bedienten und ein Trupp Husa¬ ren folgten nach.
Philine, die zu dieser Erscheinung große Augen machte, war eben im Begriff zu ru¬ fen und die schöne Amazone um Hülfe an¬ zuflehen, als diese schon erstaunt ihre Augen nach der wunderbaren Gruppe wendete, so¬ gleich ihr Pferd lenkte, herzuritt und stille hielt. Sie erkundigte sich eifrig nach dem Verwundeten, dessen Lage, in dem Schooße der leichtfertigen Samariterin, ihr höchst son¬ derbar vorzukommen schien.
Ist es Ihr Mann? fragte sie Philinen. Es ist nur ein guter Freund, versetzte diese mit einem Ton, der Wilhelmen höchst zuwi¬
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Wie angenehm wurden ſie dagegen über¬ raſcht, als ihnen aus den Büſchen, auf einem Schimmel reitend, ein Frauenzimmer zu Ge¬ ſichte kam, die von einem ältlichen Herrn und einigen Cavalieren begleitet wurde; Reitknechte, Bedienten und ein Trupp Huſa¬ ren folgten nach.
Philine, die zu dieſer Erſcheinung große Augen machte, war eben im Begriff zu ru¬ fen und die ſchöne Amazone um Hülfe an¬ zuflehen, als dieſe ſchon erſtaunt ihre Augen nach der wunderbaren Gruppe wendete, ſo¬ gleich ihr Pferd lenkte, herzuritt und ſtille hielt. Sie erkundigte ſich eifrig nach dem Verwundeten, deſſen Lage, in dem Schooße der leichtfertigen Samariterin, ihr höchſt ſon¬ derbar vorzukommen ſchien.
Iſt es Ihr Mann? fragte ſie Philinen. Es iſt nur ein guter Freund, verſetzte dieſe mit einem Ton, der Wilhelmen höchſt zuwi¬
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Wie angenehm wurden ſie dagegen über¬
raſcht, als ihnen aus den Büſchen, auf einem
Schimmel reitend, ein Frauenzimmer zu Ge¬
ſichte kam, die von einem ältlichen Herrn
und einigen Cavalieren begleitet wurde;
Reitknechte, Bedienten und ein Trupp Huſa¬
ren folgten nach.
Philine, die zu dieſer Erſcheinung große
Augen machte, war eben im Begriff zu ru¬
fen und die ſchöne Amazone um Hülfe an¬
zuflehen, als dieſe ſchon erſtaunt ihre Augen
nach der wunderbaren Gruppe wendete, ſo¬
gleich ihr Pferd lenkte, herzuritt und ſtille
hielt. Sie erkundigte ſich eifrig nach dem
Verwundeten, deſſen Lage, in dem Schooße
der leichtfertigen Samariterin, ihr höchſt ſon¬
derbar vorzukommen ſchien.
Iſt es Ihr Mann? fragte ſie Philinen.
Es iſt nur ein guter Freund, verſetzte dieſe
mit einem Ton, der Wilhelmen höchſt zuwi¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/235>, abgerufen am 03.02.2025.
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