Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Rücken, keine Frau mehr guter Hoffnung se¬
hen sollte!

Sie hofft doch, sagte Laertes.

Aber es kleidet sie so häßlich. Hast du
die vordere Wackelfalte des verkürzten Rocks
gesehen, die immer voraus spaziert, wenn sie
sich bewegt? Sie hat gar keine Art noch
Geschick, sich nur ein bischen zu mustern und
ihren Zustand zu verbergen.

Laß nur, sagte Laertes, die Zeit wird ihr
schon zu Hülfe kommen.

Es wäre doch immer hübscher, rief Phi¬
line, wenn man die Kinder von den Bäumen
schüttelte.

Der Baron trat herein, und sagte ihnen
etwas freundliches im Nahmen des Grafen
und der Gräfin, die ganz früh abgereist wa¬
ren, und machte ihnen einige Geschenke. Er
ging darauf zu Wilhelmen, der sich im Ne¬
benzimmer mit Mignon beschäftigte. Das

Rücken, keine Frau mehr guter Hoffnung ſe¬
hen ſollte!

Sie hofft doch, ſagte Laertes.

Aber es kleidet ſie ſo häßlich. Haſt du
die vordere Wackelfalte des verkürzten Rocks
geſehen, die immer voraus ſpaziert, wenn ſie
ſich bewegt? Sie hat gar keine Art noch
Geſchick, ſich nur ein bischen zu muſtern und
ihren Zuſtand zu verbergen.

Laß nur, ſagte Laertes, die Zeit wird ihr
ſchon zu Hülfe kommen.

Es wäre doch immer hübſcher, rief Phi¬
line, wenn man die Kinder von den Bäumen
ſchüttelte.

Der Baron trat herein, und ſagte ihnen
etwas freundliches im Nahmen des Grafen
und der Gräfin, die ganz früh abgereiſt wa¬
ren, und machte ihnen einige Geſchenke. Er
ging darauf zu Wilhelmen, der ſich im Ne¬
benzimmer mit Mignon beſchäftigte. Das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0173" n="165"/>
Rücken, keine Frau mehr guter Hoffnung &#x017F;<lb/>
hen &#x017F;ollte!</p><lb/>
            <p>Sie hofft doch, &#x017F;agte Laertes.</p><lb/>
            <p>Aber es kleidet &#x017F;ie &#x017F;o häßlich. Ha&#x017F;t du<lb/>
die vordere Wackelfalte des verkürzten Rocks<lb/>
ge&#x017F;ehen, die immer voraus &#x017F;paziert, wenn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich bewegt? Sie hat gar keine Art noch<lb/>
Ge&#x017F;chick, &#x017F;ich nur ein bischen zu mu&#x017F;tern und<lb/>
ihren Zu&#x017F;tand zu verbergen.</p><lb/>
            <p>Laß nur, &#x017F;agte Laertes, die Zeit wird ihr<lb/>
&#x017F;chon zu Hülfe kommen.</p><lb/>
            <p>Es wäre doch immer hüb&#x017F;cher, rief Phi¬<lb/>
line, wenn man die Kinder von den Bäumen<lb/>
&#x017F;chüttelte.</p><lb/>
            <p>Der Baron trat herein, und &#x017F;agte ihnen<lb/>
etwas freundliches im Nahmen des Grafen<lb/>
und der Gräfin, die ganz früh abgerei&#x017F;t wa¬<lb/>
ren, und machte ihnen einige Ge&#x017F;chenke. Er<lb/>
ging darauf zu Wilhelmen, der &#x017F;ich im Ne¬<lb/>
benzimmer mit Mignon be&#x017F;chäftigte. Das<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0173] Rücken, keine Frau mehr guter Hoffnung ſe¬ hen ſollte! Sie hofft doch, ſagte Laertes. Aber es kleidet ſie ſo häßlich. Haſt du die vordere Wackelfalte des verkürzten Rocks geſehen, die immer voraus ſpaziert, wenn ſie ſich bewegt? Sie hat gar keine Art noch Geſchick, ſich nur ein bischen zu muſtern und ihren Zuſtand zu verbergen. Laß nur, ſagte Laertes, die Zeit wird ihr ſchon zu Hülfe kommen. Es wäre doch immer hübſcher, rief Phi¬ line, wenn man die Kinder von den Bäumen ſchüttelte. Der Baron trat herein, und ſagte ihnen etwas freundliches im Nahmen des Grafen und der Gräfin, die ganz früh abgereiſt wa¬ ren, und machte ihnen einige Geſchenke. Er ging darauf zu Wilhelmen, der ſich im Ne¬ benzimmer mit Mignon beſchäftigte. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/173
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/173>, abgerufen am 25.11.2024.